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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 11 und 12)

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DIE MODERNE ENGLISCHE BILDHAUER- 
KUNST SCP VON P. G. KONODY-LON DON S0 
ACH der langjährigenLethargie Englands gegenüber 
dem edlen Kunstzweige der Skulptur macht 
sich nun endlich auch auf diesem Gebiete die 
mächtige Bewegung geltend, welche in Malerei 
und Kunsthandwerk so schöne, beachtenswerte 
und einflussreiche Werke geschaffen hat. Aller- 
dings ist diese Bewegung auf dem Gebiete der 
Bildhauerei nicht das Resultat innerer Gährung, 
sondern rein äusserlichen und fremden Ein- 
flusses. Was England in der vielgepriesenen 
Zeit jenes geschmacklosesten aller Kunst- 
mäcenen, des Prinzregenten Albert, geschaffen hat, sowie überhaupt all das 
erbärrnliche Machwerk, welches die öffentlichen Plätze Londons verunstaltet, 
hat bisher dem Geschmacke des Publikums genügt, und selbst heute gibt es 
noch Viele, die das Albert-Memorial bewundern, jenes in seiner Stillosigkeit 
höchst charakteristische Denkmal der Epoche Albert „des Guten". Für den 
verhältnismässig verfeinerten Geschmack gab es dann noch etwa die 
Canova und Thorwaldsen nachempfundenen, 
pseudo-klassischen Süsslichkeiten eines John 
Gibson, von denen eine grosse Anzahl in der 
Diplorna-Gallery der königlichen Akademie auf- 
bewahrt ist. 
So war es in England durch Jahrzehnte übel 
um die edle Kunst bestellt, als es der Zufall wollte, 
dass Dalou, von der Kommune aus Paris vertrieben, 
als politischer Flüchtling nach London kam und mit 
der Leitung der Skulpturklasse des Royal College 
of Art betraut wurde. Die Schüler, welche unter 
seinem Einliusse und unter dem seines Lands- 
mannes und Nachfolgers Edouard Lanteri auf- 
wuchsen, sind die Gründer und Hauptstützen der 
modernen englischen Bildhauerschule, welche also 
keinem inneren Bedürfnisse entwachsen ist, sondern 
ihre Entstehung sozusagen einem rein äusserlichen 
Zufalle verdankt. 
Diese streng genommen nicht ganz natur- 
gemässe und zu plötzliche Entwicklung muss in 
Betracht gezogen werden, wenn man sich ein Bild 
von dem gegenwärtigen, anormalen Stande der 
Bildhauerkunst in England schaffen will. Man 
sieht da unter trefflicher Leitung eine lange Reihe J_ w_pome,oy, pmeus 
 
 
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