G. Frampton, Lyonors. Wachs G. Frampton, Lamia
Kann es da Wunder nehmen, wenn der englische Bildhauer sich scheut,
seine Kunst für andere als rein praktische Zwecke zu verwenden, seinen
Ehrgeiz und seine Phantasie unterdrückt und sich damit begnügt, an Preis-
ausschreibungen für mehr oder weniger unsympathische Denkmäler unbe-
deutender Leute teilzunehmen? Man nehme den Fall, dass der Bürger-
meister irgend eines englischen Krähwinkels nach langjähriger, braver Pflicht-
erfüllung selig in dem Herrn entschläft. Seine Mitbürger und Kollegen wollen
sein Andenken ehren und sammeln eine bedeutende Summe, um ihm ein
Denkmal zu errichten. Dann wird in einem Kunstblatte die Preisaus-
schreibung angezeigt, und die ganze Bildhauerschaft des Landes beteiligt
sich an dieser seltenen Gelegenheit, aus der edlen Kunst Kapital zu schlagen.
Die Persönlichkeit des Verstorbenen hat keinerlei künstlerischen Reiz,
seine Tätigkeit war nicht bedeutend genug, um Gelegenheit zu irgend
welchen allegorischen Anhaltspunkten zu geben, sein modernes Kostüm
leiht sich durchaus nicht zu plastischer Behandlung.
Aus diesen so ungünstigen Verhältnissen weiss der englische Bildhauer
Resultate zu erlangen, die, trotz der naturgemässen Abwesenheit aller In-
spiration, doch nicht die Elemente plastischer Schönheit und Würde ent-
behren und häufig Beachtung, manchmal sogar Bewunderung verdienen.
Doch beruht diese Schönheit auf konstruktiver Grundlage, auf technischer
Vollendung, auf Korrektheit und Sorgfältigkeit in der Ausführung, auf
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