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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 11 und 12)

 
Ausstellung in Bristol, St. G:org's Plaque (Messing) von E. F. Fabian 
Waffen unheimlich abheben. Die zahllosen eigentümlichen Überschneidungen, die langen 
Linien der Speere, die Verteilung der Gruppen, das Alles ist voll modernen Gefühls. An- 
klänge an das Alte fehlen trotzdem nicht. Die nackten Kämpfer erinnern auffallend an die 
Federzeichnungen Raffaels in Oxford, mit ihren kriegerisch beschäftigten Aktfiguren, deren 
einige, wie der Bogenschütze, hier fast identisch wiederkehren. Die Verwendung des 
Nackten auf schwarzem Grunde erinnert an Vasenbilder. Ebenso wird man bei manchen 
Gewandtiguren der kleineren Szenen nicht umhin können, an Dürer'sche Apostel in München 
zu denken. An diesen Meister erinnert auch die pragmatische Behandlung der Formen 
und die etwas trocken wirkende Lokalfarbigkeit der Töne, überhaupt die Abwesenheit 
alles Verschwommenen und Duseligen. Von Atmosphäre keine Spur. Das philosophische 
Gerüst, das der Künstler mit seinen Formen umkleidet hat, der Sinn der Allegorie, ist 
selbstverständlich dunkel. Das mittlere Bild der oberen Reihe ist eine Art goldene Buddha- 
gestalt. Auf sie beziehen sich die übrigen, priesterlichen, königlichen, philosophenhaften 
oder lehrhaften Gestalten, deren jede ihre Art von Wahrheit ausdrücken will. Stoff zum 
Brüten, wenn der Beschauer Zeit und Lust hat. Einige machen viel Eindruck; so der 
grinsende Mohr im getigerten Gewand, mit dem Fetischstabe, oder das orgiastische gekrönte 
Weib in Rot und Grün, das sich am Boden wälzt. Das Ganze ist etwas unbestimmt 
Besonderes, das die bekannten Vielen weniger nachdenklich als . . . heiter stimmt. Die 
übrigen Wände des Saales sind mit Bildnissen des vor zwei Jahren verstorbenen Berliner 
Professors Max Koner behängt. Einige (Du Bois-Reymond) sind hier von früher bekannt, 
wirken aber bei jetzigen Zeitläuften trockener als damals. Koner war der Realist des 
Berliner Kommerzienporträts, wie man es nennen könnte. Wenn er genauer harmonisiert, 
wie in dem Sitzbilde des deutschen Kaisers, wirkt er gut; sonst fällt er leicht ins 
Schnoddrige oder Brutale. Die weiblichen Bildnisse sind weitaus schwächer. Eine andere 
deutsche Kollektion entstammt dem Nachlass Otto von Faber du Faurs, des Münchner 
Kriegsmalers, der aus Frankreich so viel Stoff zu Riesenbildem geholt hat. Zu einigen 
(Panorama von Wörth, Schlacht bei Champigny) sieht man hier schneidige Studien. Der 
ausgezeichnete Pferdemaler, der 1866 noch als Offizier mitgemacht hat, bekundet sich 
in vielen kavalleristischen Aquarellen. Weniger erfreulich sind die Orientalia u. dgl., denen 
man zu viel Pilotismus ansieht. Und noch ein Verstorbener zeigt seine starke Klaue: Jan 
Matejko. In einem blonden Frauenbrustbild mit den Schmachtlocken von anno dazumal 
19'
	        
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