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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 11 und 12)

 
Aus dem Salzburger Fachkurse, Bewegungsstudien nach einem lebenden jungen Marder, Verkleinerung 
auf 1]", der Zeichnung 
 
Aus dem Salzburger Fnchkurse. Bewegungsstudien nach einem lebenden Truthahn, Verkleinerung 
auf 11„ der Zeichnung 
künstlerische Provinz errichtete mit Bildern, Antiquitäten, Bronzen und das in logischer 
Weiterentwicklung dieser Tendenzen, soeben die Ausstellung einerGesamtanlage moderner 
Wohnräume begründete. 
Unter der Regie des geschmackvollen und feingeistigen Curt Stolding vereinigten 
sich zu dem Gesamtkunstwerk zwölf Künstler, darunter Persönlichkeiten wie Peter 
Behrens, August Endell, Richard Riemerschmid, Bailli Scott, Paul Schulze-Naumburg. 
Der Auftrag war künstlerisch erteilt, die Ausführung hat leider keine Lösung von 
zwingender Wirkung ergeben; es erscheint zweifelhaft, ob gerade durch solche, im 
Folgenden noch zu durchrnustemde Beispielgalerie das Publikum geklärt und für 
geläuterten sicheren Geschmack gewonnen werden wird. Für den Betrachter aber kommt 
aus dieserBeschauung so vieler im einzelnen ganz verschiedener dekorativerTemperamente 
allerlei Anregung, und auch die Versuche, die als verfehlt bezeichnet werden müssen, 
erscheinen als documents humains. 
Man lernt erkennen, wie sich in verschiedenen Köpfen die Aufgabe und die Ent- 
wicklung der angewandtenKunst malt, man belauscht Experimentierprojekte, Forschungs- 
reisen in fremde Formenwelten und Rückkehr in alte, die mit neuen Augen angesehen 
und neuen Geist erfüllt werden; man streift in diesem Wandelpanorama Naturforscher, 
Mystiker, Pädagogen, Lebenskünstler und Grübler. 
Das Zeichen gesunder, ästhetischer Einfachheit mit schlichten Mitteln, mit Freude an 
natürlich betontem Material, heiteren Farben und blanker Behaglichkeit tragen Riemer- 
schmids Damenzimrner und Anton Hubers Entree. Der kleine Vorraum benützt alle 
Wirkungen, die aus der Allianz anspruchsloser, aber gut stimmender Stoffe sich ergeben, 
aus Mattenbespannung, hellen l-lolzleisten, schimmemdem Messing, weissemPutz und Glas. 
In der Farbe gut komponiert, versagt es jedoch in einer wichtigen Anforderung, die man 
gerade an solchen von jedern sekundären Schmuck absehenden Raum stellen muss. Es 
erreicht nicht die geschlossene konstruktive Gliederung, in der organisch sich alles, die 
Garderobe, die Spiegel, die Etageren aus dem Rahmenwerk ergibt. Hier wirkt alles hinge- 
stellt, angehängt, und sogar schlecht angehängt. 
Das Damenzimrner Riemerschmids ist gut in dem graugrünen Ton der Schränke 
mit ihren praktischen und dabei schmückenden eisernen Handgriifen, vielleicht stehen sie 
aber etwas zu massig kastenartig in diesem Raum. Einen unglücklich verkrüppelten Ein-
	        
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