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Paris waren Purgold
und sein Nachfolger
Trautz (Trautz-
Bauzonnet) Mit-
beleber des guten
alten Bindens, in
London der Deutsch-
böhme Zähnsdorf
(T1886), dessen Sohn
Josef W. (in Shaftes-
bury Avenue, dem
einstigen Lokale des
berühmten Binders
Roger Payne) das
Geschäft fortsetzt.
(Auch Georg Collin
in Berlin ist ein
Schüler Zähnsdorfs.)
Und am deutschen
Lederschnitt hat der
französische sich ge-
bildet. Man erinnere
sich an ein Kapital-
stück wie Gustav
Karl Beitel, Wien, Pergament Fritzsche's Band-
rücken aus ge-
schnittenem Leder (I8g7), diese I6 Meter lange Reihe von geschnittenen
Reliefszenen aus der Geschichte der Buchdruckerei. Bei G. Hulbe in Ham-
burg sah sich Saint-Andre die Technik an, welche in früheren Jahrhunderten
an Sessellehnen und Sätteln so virtuos geübt worden. Den Lederschnitt, der
von der Oberfläche her in die Dicke des Leders arbeitet, und das Treiben,
das beide Seiten in Mitleidenschaft zieht. Dazu all die Mithilfe der Punzen
und Säuren. In Deutschland wird diese Arbeit virtuos betrieben; auch von
Collin in Berlin und Weinzierl in München. InWien ist man zurück; die „regret-
tables objets viennois", sagt Belville etwas übertrieben, „lackiert wie die
Hüte der Totenansager, könnten ebenso gut aus Holz oder Zink sein". In
Paris ist das Haus Gruel darin besonders stark. Saint-Andre trat mit seinen
Arbeiten auf der Weltausstellung 1900 hervor. Er hat die energische deutsche
Hand, die sich auch noch maschinell stärkt, gemildert und sich neue Werkzeuge
und Säuren erfunden. Der zierliche Realismus seiner Naturstudien verschmilzt
auf das glücklichste mit dem koloristischen Element des präparierten Leders.
Dieses moderne cuir bouilli möchte er auch seinen Landsmänninnen ans Herz
legen. Warum nicht? In England ist der Bucheinband in vielen weiblichen
Händen. Die Guild ofWomen Bookbinders allein stellt schon ihren Mann. Von