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Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 4)

XIX. Jahrhundert betraf. Zum 
besseren Verständnis diesesZ eit- 
raumes, der so viel in histori- 
schen Stilen gearbeitet und eine 
so ansehnliche Rückwärtskunst 
ausgebildet hat, ist es ungemein 
dienlich, dass auch die guten 
alten Quellen in der Ausstellung 
berücksichtigt waren. Einem 
Triglyphenfriese gleich, reihten 
sich einer Wand entlang die 98 
Farbendruckblätter aus William 
Fletchers Werken über die 
„English Bookbindings" und 
„Foreign Bookbindings" des 
British Museum. Sie bildeten 
eine Art verbindendes Band 
zwischen den Gruppen wert- 
voller Einbände aus verschie- 
denem Besitz; der italienischen 
und französischen (mit denen 
Groliers und Majolis „et ami- 
corum" beginnend) des Öster- 
reichischen Museums, der 
englischen und schottischen 
Prachtstücke (XVII. und 
Simier, Paris 1832, gelber Safhan mit Einlagen  Jahrhundert) des Grafen 
Vinzenz Latour, der in diesen 
Blättern schon wiederholt mit eindringlicher Kenntnis die alte und 
die neue Seite der britischen Buchbinderei behandelt hat. An diesen 
Bänden sah man die farbigen Bändervoluten und das zierliche, zu Flächen 
entwickelte Rankenwerk der Renaissance, dann die mannigfacheren 
Stempel des Barock und Rokoko, wie sie zu feinsten Spitzenmustem, zu 
Dickichten wuchernder, umherwehender Zweiglein, eckfüllender Fächer, 
moussierender Stanzenperlen zusammengesetzt sind. Die noch fast benach- 
barte Ära der Padeloup und Derome, der Roger Payne wurde lebendig. Das 
XIX. Jahrhundert setzt noch ganz in der alten Gediegenheit ein. Eine Reihe 
hochsolider Infolios und Inquartos aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts 
zeigen die starre, aber kräftige Kraft des Empire, wie sie durch Bozerian seit 
1804 als eigentliche Empirebinderei festgestellt wurde. An Prachtbänden 
dieses Saflianstiles ist die k. u. k. Familien-Fideikommiss-Bibliothek besonders 
reich. Eine ganze Reihe stammt aus Oberitalien: Turin, Mailand, Parma, 
Padua, Venedig; man ist lebhaft an die zisalpinische Republik napoleoni- 
scher Observanz erinnert, wie sie auch architektonisch aus Mailand das
	        
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