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Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 4)

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gründlich gearbeitet, 
wenn ein Mann an 
einem Tage 6 bis 8 
Bände fertig brachte. 
Eine ganze Bibliothek, 
von Thouvenin ge- 
bunden, kriegt bei 
Balzac ein geadelter 
Parfumeur zum Ge- 
schenk. Es ent- 
wickelte sich unauf- 
haltsam eine Massen- 
produktion. Der 
praktische Gewinn 
dieser Zeit war die 
demireliure, der 
I-Ialbfranz, der dabei 
überhand nehmen 
musste und jetzt die 
Bibliotheken be- 
herrscht. 
Gegen den Vor- 
märz hin bildet der 
Ziergeschmack zwei 
herrschende Typen 
aus: eine Art Neu- 
rokoko und eine Art 
Neugotik. Sie ent- 
sprechen dem Stil des 
vormärzlichen Haus- 
Marie um. 13mm, grünes Maroquin fälfeS- DiCSCS R0k0k0 
umrahmt die Flächen 
mit fleischigen Plianzenelementen, die, als eine Art vegetabilisches Rocaille, 
willkürlich auseinander herauswachsen und ihre Zwischenräume mit Netz- 
mustern füllen oder auch für die Schrift leer lassen. Dieses Schnörkelwerk 
wird mit der Zeit immer vegetabilischer, bis es in den Fünfziger-Jahren schon 
ganz naturalistisch ist. Die Linien werden zu knotigen Ästen, die sich in den 
Ecken mittels mehrfach geknickter Zweiglein verschränken und spalier- 
gleich mit Rosen, Epheu und Dorngerank schmücken. Man spürt den 
Schwind-Richtefschen Dornröschenstil durch. Jener vegetabilische Schnörkel 
ist an vielen bürgerlich soliden Wiener Lederrücken der Vierziger-Jahre zu 
einer Art Familienstil geworden und wird in den äussersten Vorstädten noch 
jetzt angewendet. Der andere Geschmack ist ein neugotischer, der durch 
die kirchlich-ritterliche Amts-, Salon- und Kneipenromantik aufkam. Auf den
	        
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