' geschmack. Das deutsche
Bedürfnis nach „Haus-
chroniken", Kommers-
büchern und dergl. (sogar
ein Schlarafiiabuch im
Schlaraffiastil ist vorhanden)
Hösst diesen ehrenfesten
Techniken ein fast unzeit-
gemäss erscheinendes Leben
ein. Auch Wilh. Rauch
(Hamburg) hat seine beson-
dere Ledernote; sein blind
gestrichenesLinienornament
auf hellbraunem Schweins-
leder oder das goldene auf
graubraunem Seehundsleder
ist vortrefflich im Stil, selbst
wo er zu Umrissfiguren in
I-Iandvergoldung von zwei
Tönen emporsteigt. Dem
Bogensatz und der Linie
dürfte ja die nächste Zukunft
gehören, wie Paul Kersten
(Erlangen) schreibt, der sich
aber in seinen trerflichen
Bänden davon nicht beengen
Birmingham Guild of Handicraft, 1902, rotes Maroquin läSSt- In Deutsllhländ hat SiCh
Geschmack und Handfertig-
keit neuestens wesentlich gehoben. Man sieht es jedem einzelnen Bande der
bisher genannten Meister an, denen noch E. Ludwig (F rankfurt),W. Kämmerer
(Berlin), R. Grimm (Crefeld), dann auch einzelne Damen, wie die energische,
stilsinnige Marie Lühr (Berlin) anzureihen sind. Die eigentliche Sicherheit
des neuen (Stiles haben aber doch die Engländer, die ihn mit der Wärme
und der Kühle ihrer Rasse ausgebrütet haben. Seien es nun die haarfein
gearbeiteten Maroquinbände der Hampstead Bindery, welche Graf Vinzenz
Latour ausstellt, oder die von P. G. Konody gesandten Leinenbände nach
Entwürfen von Künstlern wie Brangwyn, oder die Pergamentbände Paul
Woodroffes, oder gar nur die geschmackvollen Papierbände R. Anning
Bells, es ist immer wieder ein nationales Stilgefühl darin, und zwar ein
spezifisches Bucheinbandgefühl, das der Deutsche, der Büchermensch par
excellence, niemals hatte, allerdings aus Sparsamkeit nicht. Das kunst-
gewerbliche Verbindungswesen in England hat auch auf diesem Gebiete die
beste Frucht getragen. Die Einbände des Essex House, der Hampstead
Bindery, der Birmingham Municipal School of Art, der Guild of Woman