mscnen, so dass ein blick das ganze Gelage umspannt. Die Mitglieder sind noch immer jung
und haben jenes Sprudeln derjugend, das sich immer neu ansieht. Manche machen von Jahr
zu Jahr Fortschritte. Die Landschaftsmaler voran. Man sehe Ranzonis „Alte Kasematten
in Eger", mit ihrer malerischenEnergie in Rot und Grün, oder seinen so in Ruhe zusammen-
gedämpften alten Friedhof bei Marienbad. Oder Ameseders starke „Mondnacht in
Krumau", Luntz' „Ulm", die Sachen von Wilt, Bamberger, Payer, Suppantschitsch, Kas-
parides, auch Baron Drasche, der so rasch vorwärts kommt. Germelas „Rote Kutsche"
im Rokokopark schlägt einen dankbaren Akkord mit Kraft an. Konopa, Dorsch streben.
Sehr „fesch" ist das Porträt. L. F. Graf (Selbstporträt und ein Pärchen im Kahn) studiert
die stärksten Sonnenwirkungen, die sich etwa Kroyer noch gestattet. Schiffs Porträt der
Sängerin Abarbanell hat Schick, Walter Hampels spanische Tänzerin hat Überschick. Luise
Hahns Selbstporträt ist im Gegenteil ein konzentriertes Stück Arbeit, wie es Florenz im
XV. Jahrhundert geliebt hat. Dieses Pinturicchieren ist auch die einstweilige Form Walter
Fraenkels, dessenJ-Ierodias" in Zeichnung und antiquarischer Stimmung etwas Gediegenes
hat. Die Freunde von auswärts stellen sich bestens ein. Uprkas Herbstbild mit Kirch-
gängern in Volkstracht ist von grosser Delikatesse, dafür sein pllügendes Gespann mit
studienhafter Wucht gebracht. Slaviceks Regenschauer hat viel Natur, I-Iudeceks blau-
grünes Meer viel Verve. Starke Wirkung übt als plastisches Mittelstück der Ausstellung
die Kolossalgruppe von Heu (zwei Titanen, die Felsen heben, um eine Quelle frei zu
machen); es ist ein Zug von Jef Lambeaux darin. Auch eine Büste von Heu ist sehr
lebendig. Hejdas plastisches Ehrengeschenk für Baumeister Ziiferer ist ein höchst
modernes Werk, sowohl im Material (es sind auch echte Ziegel neben kostbaren Stoffen
verwendet), als auch in der metallenen Allegorie, die den Sieg der Architektur über ein
Gebrodel von Widerwärtigkeiten darstellt. Auch Stundl, Widter, Rosa Silberer zeigen
ihr plastisches Können.
UNGARISCHE KÜNSTLER. Bei Pisko hat eine Gruppe jüngerer und jüngster
ungarischer Künstler eine recht ansehnliche Gastausstellung veranstaltet. Ein Blick
in dieses ganz moderne Treiben ist überraschend. Einige fertige Meister sind auch schon
international anerkannt. So Ladislaus Paal, einer der begabtesten des Kreises von Fontaine-
bleau, Millets Intimus, von Kennern wie Mesdag (in dessen Haager Sammlung er
stark vertreten) mit Rousseau gleichgestellt. Der Künstler starb 187g, 3a Jahre alt, im
Irrenhause. Man kann ihn am besten den Munkacsy der Landschaft nennen. Grosse
Talente sind Alexander Csök (der schon vor Jahren im Künstlerhause die grosse Gold-
medaille davontrug) und Rippl-Ronai, der wie Carriere in den gespensterhaften Stimmungs-
lüften zwischen Schwarz und Weiss haust und ungemein melodische Dämmerbilder malt.
Unter den Neueren, die noch mit einem Fusse die Vergangenheit berühren, sind Bihari
und Magyar-Mannheirner interessant. Bihari, in dem Zigeunerton steckt, geht in seinen
zahlreichen Studien aus Szolnok (Pettenkofens Stadt an der Theiss) klareren Tönungen
nach, Mannheimer wechselt unausgesetzt seine Manieren, gelangt aber zu so starken
Wirkungen, wie in der grossartigen Luft seiner „Landschaft bei Jesi" und in einem
rembrandtisierenden Studienkopf. Unter den Jüngsten sind Ferenczy, Kernstock, Vaszary
und Fenyes die stärksten. Ferenczy (Landschaft mit badenden Männern) gibt die knallende
Kraft der ungarischen Sonne, aber er ergeht sich auch in ganz englisch ausgeglichenen
zurückhaltenden l-Iarmonien (Opferung Isaaks). Kernstock (Liebespaar im Garten,
Pliaumenpflückerinnen) weiss einen intensiven, tiefen Farbenfleck mühelos zusammen-
zuhalten. Vaszary liebt feine, schwebende Stimmungen, auch im weiblichen Akt, der ihm
sehr vornehm von der Hand geht. Fenyes ist der kräftige Durchgreifer und packt seine
Volksfiguren mit der Faust eines Spaniers. Als feiner Porträtist hat sich Ludwig Mark
entwickelt. Von Ligeti und Telcs sieht man sehr ehrenwerte Plastik.