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Fächer mit Ornamenten und Kinderszenen in Medaillons, grau in grau. Elfenbeingestell, geschnitzt
(Frau von Raimann-Raimann)
Docken anderweitiger Provenienz verwertet findet, die aber doch einen gewissen modernen
Zug haben. Es ist der Zug der Zeit, dern auch Oberbaurat Ohmann, sonst ein Meister der
Spätrenaissance, Rechnung trägt. An diesem regulierten Wiengestade, und zwar dem
jenseitigen, dem eisernen Kiosk gegenüber, ist nun von Ohmann und I-Iackhofer ein
reizender, ganz und gar moderner Pavillon als Milchtrinkhalle der Stadt Wien erbaut
worden und rasch populär geworden. Weisser Putz, mit etwas Laubornament in Mörtel-
schnitt, mit grünen Spalieren und grünem Holzwerk, das sich kecke gelbe Lichter aufsetzt.
Gegen die Wien hin ein Balkon mit grosser Orchesternische, für die Eisläufer des Winters,
am Eisengitter desselben bei aller Sezessionistik das unleugbare GW der Gemeinde Wien
und 'über der Nische in Mörtelschnitt omamentale Notenschrift, die ersten Takte der
„schönen blauen Donau". Gegen den Kinderpark hin eine grosse halbrunde Milch-
terrasse mit grün- und gelben Holzpfosten jetziger Art, auch mit grünen Sesseln, worauf
gelbe Rosen patroniert sind, und über dem Ganzen ein hohes Mansardendach mit lustigen
Rauchfängen und einem Belvedere. Das Innere eine Bauemstube, auf die buntgeblumte
Schwarzwälderuhr über dem Buffet gestimmt, aber ganz erzmodem durchgeführt, mit grünem
Getäfel, dessen modische Fladerung sich einst kein Fladerer hätte träumen lassen, und
mit bunt aufpatronierten Blumenstücken auf dem weissen Grunde der oberen Füllungen,
mit neu artigen Beleuchtungskörpern, Vorhängen an Metallstäben u. s. w. Das Ganze ist
ungemein appetitlich und mit grosser Sorgfalt bis ins Einzelnste durchstilisiert. Vor vier
Jahren hätte man das noch Papageienhaus geschulten und für Pflicht aller Wohlerzogenen
erachtet, sich demonstrativ die Seiten zu halten.
HUGO CHARLEMONT. Im Salon Pisko hat Hugo Charlemont eine gar freund-
liche Ausstellung von 98 Bildern veranstaltet. Landschaften, Interieurs, Stilleben,
auch ein paar Studienköpfe; Öl, Aquarell, Pastell, auch neueste RaHaellifarben, die sich in
seiner Hand tatsächlich bewähren. Charlemont ist noch einer aus der harrnloseren Zeit
Schindlers, Darnauts und Jettels, als die Landschaft ein lyrisches Gedicht und nicht eine
lineare Formel oder ein Problem aus der Spektralanalyse war. Es war die dem Wiener
Naturell kongenialste Landschaft, die den Eindruck machte, als habe der Maler sich, wie