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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 11)

bedeutendste. Johannes Sperl will weniger besagen, aber er gehörte in Aibling, wo er noch 
lebt, zu Leibl als dessen leibhaftiger Schatten. Dann Theodor Alt und I-Iirth du Fresne; 
dieser letzte der richtige Schwörer auf des Meisters Worte. 
AN RYSSELBERGHE. Im Hagenbund sah man das jetzige Stadium Theo van 
Rysselberghes. Seitdem er in der Wiener Sezession als Haupt der pünktelnden oder 
fieckelnden Neo-Impressionisten aufgetaucht, hat er sich wesentlich gewandelt. Und diese 
technische Wandlung ist eigens festzustellen. Er glaubt nicht mehr an das A1leinse1ig- 
machende des damaligen Rezepts der komplementären Farbenpunkte. Übrigens las ich 
schon damals in der maßgebenden Spezialschrift des Anbahners Paul Signac, daß so 
gemalte Bilder eine Tendenz zu haben scheinen, mit der Zeit in graue Neutralitäten 
zusammenzuüießen. Heute ist Rysselberghe auch Divisionist, aber nicht mehr nach jenem 
Programm. Er setzt Flächen neben Flächen und läßt mannigfach geformte Flecke ineinander- 
greifen. Sein Nacktes hat dabei wesentlich gewonnen, aber auch seine Landschaft sieht 
weniger präpariert aus. Ein vorzügliches Porträt des belgischen Dichters Emile Verhaeren 
erinnerte, sehr zu seinem Vorteile, an das damalige Bild desselben Mannes, das durch sein 
grob pulverisiertes Wesen Aufsehen erregt hat. jetzt sieht er weit konsistenter aus und 
auch das ist gut. Neben dem Belgier sah man zwei Münchner, Gino Parin und Rudolf Sieck. 
Parin ist gewiß ein Talent, steht aber zu sehr im Banne KhnopHscher Mystik, deren 
Haupterfordernis aber denn doch die Originalität ist. Imitationen lassen kühl; gesulzte 
Dämonen imponieren nicht. Der Landschafter Rudolf Sieck hat eine feine, etwas trockene 
I-leimatlichkeit. Seine Chiemseebilder, eine mit Prozessionen, mit sehr Bachem Horizont, 
haben Landkarte im Leibe, Vogelperspektive, oder sagen wir zeitgemäßer: „Zeppelin I". 
Vielleicht ist auch das als zeitgemäß anzusprechen. 
ATALOG WILLIAM UNGER. Der Altmeister der Wiener Radierung leistet 
bekanntlich der Chronologie seinen Tribut und zieht sich nach absolviertem Ehrenjahre 
aus dem akademischen Lehratelier zurück. Eine umfassende Versteigerung im Dorotheum ist 
die nächste Folge; Meister William hat keinen Raum mehr für seine Sammlungen und mu- 
sealen Einrichtungsstücke. Sehr löblich ist es, daß Schätzer des Meisters aus diesem Anlaß, 
unter den Auspizien des Erzherzogs Rainer, sein ganzes radiertes Lebenswerk von 8x1 
Nummern en bloc aus der Masse herausgekauft und der Akademie verehrt haben. Das ist 
doch ein Andenken und Denkmal zugleich. Aber auch der gediegen ausgestattete Auktions- 
katalog (Druck und Verlag von Adolf I-Iolzhausen) ist eines. Er hat bio- und ikonographischen 
Wert, denn er gibt zu den Objekten alle wünschenswerten Details und ist reich illustriert, 
im Text mit vielen Vignetten nach Ungerschen Arbeiten und dazu mit sechs prächtigen 
Originalradierungen aus dem Süden (Lovrana, Taormina) durchschossen. Jeder Unger- 
Freund wird sich dieses hübsche Album in die Bibliothek stellen und so oft er es sieht, in 
Wärme des alten Meisters gedenken. 
KLEINE NACHRICHTE19I1 
 ERZHERZOG-RAINER-MEDAILLE. Am 5. vorigen Monats empfing Erz- 
herzog Rainer als Protektor des seinen Namen tragenden mährischen Gewerbernuse- 
ums in Brünn eine Vertretung des Kuratoriums, bestehend aus dem Pruäsidenten k. k. Statt- 
halter Dr. Freiherrn von l-Ieinold, Handelskammer-Vizepräsidenten Gustav Ritter von 
Schoeller und Direktor Julius Leisching, welche namens des Erzherzog-Rainer-Museums die 
im vorigen Jahre anläßlich des Bojährigen Geburtsfestes des Erzherzogs Rainer gestiftete 
Medaille überreichten. Die in Gold ausgeführte Medaille, ein Werk des in Wien lebenden 
Bildhauers Karl Wollek, eines gebürtigen Brünners, stellt auf der Vorderseite das vorzüglich 
getroffene Bildnis des Erzherzogs und auf der Rückseite die Gestalt der Pallas Athene dar,
	        
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