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Trumeau, Mahagoni, poliert, mit Bronzebeschlägen
lehnen kleine Kommodekästchen zur Ausnützung des Raumes ange-
bracht sind.
Das Bewusstsein, nach englischen Originalen zu arbeiten, geht oft
ganz verloren, und man publiziert in den Zeitschriften Möbel und gibt sie
als deutsche aus, während doch die Formen die englische Provenienz deutlich
zeigen. So werden im Jahre x7g5 ein Kanapee und einige Sessel nur als „von
moderner Form" bezeichnet, während die Stuhllehnen und die Lehnen des
Sofas rein englische Formen nach Sheraton sind.
Wenn es uns nun gelungen ist, nachzuweisen, welch grossen Einfluss
England in den letzten zwanzig Jahren des XVIII. Jahrhunderts auf das
Kunstgewerbe in Deutschland ausgeübt hat, wie fast zwei Drittel aller Mode-
bilder in den Journalen englische Moden vorführen und sowohl der weibliche
wie der männliche Anzug nach englischen Vorbildern sich richtet und nicht
nach französischen, wie allgemein geglaubt wird, wenn wir sehen, wie in dem
erwähnten Zeitraume als die besten, vornehmsten und praktischesten Muster
für Wohnungseinrichtung, Gartenanlagen, für kunstgewerbliche Erzeugnisse
aller Art die englischen Formen gelten, so ist uns klar geworden, woher in
Deutschland und Österreich nach dem Zurückweichen des Empirestiles der
neue, die praktischen Bedürfnisse des Menschen vor allem ins Auge fassende
Stil, der Biedermeierstil gekommen ist und was ihm den Stempel des Nutz-
stiles aufdrückt: der innige Zusammenhang mit dem Stile des englischen
Kunstgewerbes aus dem Ende des XVIII. Jahrhunderts. Es hatte sich nur
der Empirestil, der die Erfüllung der durch Jahrhunderte lang angestrebten
Symmetrie in der Wohnungseinrichtung gebracht hatte und der in Frankreich