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Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 10)

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AMERIKANISCHE MALERSIP VON KLARA 
RUGE- N EW-YORK 50' 
IE Schar der auf dem Felde des internationalen Wett- 
bewerbes als bedeutend zu erkennenden ameri- 
kanischen Maler mehrt sich von Jahr zu Jahr. 
Ganz besonders treten dieselben nun in die 
Ära, da man sagen darf: Amerika besitzt eine 
Schule von unverkennbarer Originalität und 
echtem Können. Ja gewiss, man braucht sich 
nicht mehr darauf zu beschränken, zu kon- 
statieren, dass in Amerika Maler leben, die als 
Schüler oder Nachfolger dieser oder jener 
fremdländischen Schule anzusehen sind. 
Wir können nämlich mit grosser Deutlichkeit die Epochen der verschie- 
denen Beeinflussungen nachweisen. Nach England ging man zuerst in die 
Schule - der Amerikaner Benjamin West ward bekanntlich sogar um das 
Jahr x772 Präsident der Royal Academy in London - dann folgte die 
deutsche, vornehmlich Düsseldorfer Schulung, welche mit der Blütezeit der 
dortigen Malerschule zusammenfällt, und fürderhin sind es fast ausschliess- 
lich die Franzosen, welche der amerikanischen Kunst den Stempel auf- 
gedrückt haben. Alle bedeutenden Kunstphasen und auch alle Unarten der 
Franzosen haben wir mitgemacht. Der Impressionismus hat vielleicht nirgends 
eine so ausgeprägte und dominierende Nachfolgerschaft gezeitigt als in 
Amerika und hat sich vielleicht auch nirgends nach einer mehrjährigen 
Herrschaft so gründlich ausgelebt wie hier. Noch immer ist aber franzö- 
sischer Einfluss unverkennbar, dem sich jedoch heute die Einwirkung der 
lange verkannten klassischen Schulen mächtig beigesellt. Aus dem allen 
heraus sehen wir eine lebenskräftige, nationale Malerei entstehen, deren 
Vertreter wohl, wie alle Kunstjünger, auch auswärts dem Studium obliegen 
oder von dort Anregung erstreben, die aber im Heimatlande wurzeln, hier 
schaffen und ihrer Kunst den Charakter unserer Natur aufdrücken, die 
Atmosphäre unseres Landes in ihren Bildern ausstrahlen. 
Wenn wir durchaus nach den deutlichen Spuren ausländischer Beein- 
fiussung suchen wollen, so wären dieselben heutigen Tages wohl vor allem 
für die ligurenreiche Komposition vielfach unter den Prärafaeliten, für das 
Bildnis und die Einzelfigur bei Velasquez und Rembrandt und für die Land- 
schaft in der Barbizonschule zu suchen. Statt des Waldes von Fontainebleau 
hat sich zu Lyme in Connecticut ein Zentrum gebildet - hauptsächlich um 
den Mittelpunkt Henry W. Ranger geschart - woselbst heute die „tonal 
School of America" mächtige Wurzel schlägt, ihre Verzweigungen weit 
übers Land streckend. Trotz aller beachtenswerten Einzelerscheinungen auf 
anderen Gebieten der Malerei haben wir meines Erachtens nach in dieser 
amerikanisierten Gefolgschaft der grossen französischen Landschafter von 
 
 
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