vor uns zu haben. Geschichtlich nicht minder
bedeutungsvoll ist die zweite Nummer des
Kataloges, ein Versuchsstück aus einem der
ersten Brände der Wiener Manufaktur vom
Jahre 1719 mit der unter dem Rande gleich-
sam als Dankgebet eingeritzten Inschrift:
„Gott allein die Ehre und sonst keinem mehr."
Dieses mehr in historischer und technischer
Hinsicht als seinem künstlerischen Werte nach
bedeutsame Stück befindet sich im Besitze
des Hamburgischen Museums für Kunst und
Gewerbe. Unter den folgenden Stücken mit
chinesischem Dekor seien als besonders inter-
essant eine grosse Schüssel aus dem Besitze des
Fürsten Johann von und zu Liechtenstein vom
Jahre 1725 erwähnt, ferner die hier abgebildete
Kaffeekanne aus demselben Besitze, beide in
bunten Farben, unter Vorherrschaft von Eisen-
rot bemalt, sowie eine reizvolle Schale, eigent-
lich eine Platte, um allerlei Kleinigkeiten darauf-
zulegen, in Form eines chinesischen F ächers,
aus dem Besitze der Frau Amelie Weiß-
berger in Prag, endlich eine prachtvolle
Terrine mit ausgesparten Medaillons in Sepia-
und Schwarzlot-Malerei (Karl Mayer, Wien).
Alt-Wiener Porzellan-Ausstellung in
Troppau, Junge Dame im Badekostüm,
ein Wickelkind im Arm, um 177a
(Karl Mayer, Wien)
Im ganzen umfasst die Gruppe des chinesischen Dekors 24 Stücke. Beson-
ders gut ist die auf das chinesische Genre folgende Zeit des Barock-
Dekors repräsentiert. Hier ist nahezu jedes Stück ein Muster reizvollster
Ornamentik. Das hat wohl nichts Überraschendes an sich, wenn wir uns
an den allgemeinen Stand des damaligen Kunstgewerbes in Österreich
erinnern, an die prachtvollen schmiedeeisernen Gitter, wie wir sie an so
vielen Schlössern und Palästen heute noch bewundern, an die herrlichen
um 1750. Untertasse auf Seite 448 (Karl Mayer, Wien)
Alt- Wiener Porzellan-Ausstellung in Troppau. Deckel-Terrine,
Stukkaturen der
Kirchen, Stifte
und Klöster, an
das reizende
Laub-, Bandel-
i ' und Kartuschen-
werk der ge-
schliffenen
Gläser u. s. w.
Die Farben-
wirkungimallge-
meinen ist jener