Arbeit ist, entspringt sie dem Meissel eines Künstlers, der mehr als ihm ebenbürtig. Und
von einem solchen weiss die Kunstgeschichte uns nichts zu erzählen. Konody
HAÜSSCHATZ ÄLTERER KUNST. (Verlag der Gesellschaft für verviel-
fältigende Kunst in Wien.) Die diesem Hefte beigegebene Tafel ist einem Werke
entnommen, das wir der Beachtung unserer Leser wärmstens empfehlen können. Unter
dem Titel „Hausschatz älterer Kunst" hat die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in
Wien hundert Reproduktionen von Bildern alter Meister in Stich und Radierung heraus-
gegeben, die nunmehr in einer schönen, von Professor Koloman Moser gezeichneten Mappe
vereinigt vorliegen. Es ist eine Auswahl aus der grossen Zahl von Blättern, die im Laufe
der Jahre in der Zeitschrift „Die graphischen Künste" und in verschiedenen anderen Publi-
kationen der genannten Gesellschaft erschienen sind. Dadurch erklärt sich auch der ausser-
ordentlich niedrige Preis des Werkes, der die Anschaffung den weitesten Kreisen der
Kunstfreunde ermöglicht.
Die reproduzierten Originale sind zumeist weniger bekannten öffentlichen und
privaten Sammlungen entnommen: den grossherzoglichen Galerien zu Oldenburg und
Schwerin, der Landesgalerie in Pest, der Liechtensteinschen Galerie in Wien und der
Wesselhöftschen Sammlung in Hamburg. Der übrige kleine Rest verteilt sich auf die
Galerien in Dresden, Berlin, München und London und die Czerninsche Galerie, wozu
noch ein paar Bilder aus Privatbesitz kommen (Graf Lanckoronski und Hr. v. Lipprnann-
Lissingen). Der Stichel und die Nadel Bürkners, Halrns, I-Iechts, Kühns, Doris Raabs,
Ungers und anderer bedeutender Graphiker haben die Übersetzung der Bilder in Schwarz-
Weiss besorgt und in vielen Fällen wahrhaft kongeniale Nachschöpfungen geliefert. Ein
Durchblättern des vorliegenden Werkes genügt, uns zu überzeugen, dass es doch noch
nicht an der Zeit ist, der reproduzierenden Graphik das Sterbeglöcklein zu läuten. Von
solchen Meisterhänden ausgeübt, braucht sie wahrlich noch immer nicht vor den photo-
mechanischen Techniken das Feld zu räumen. Übrigens hat erst vor kurzem in diesem
Streite W. Bode seine gewichtige Stimme zu Gunsten der künstlerischen Reproduktion
abgegeben. Und diese Stimme ist nicht mehr wie etwa ein früherer, schüchterner Protest
aus dem Lager der Kupferstecher selbst mit dem Zurufe abzufertigen: Vous etes orfevre,
Monsieur josse! '
Ein besonderes Wort des Lobes verdient noch der ungenannte Verfasser des Textes.
Die eigentümliche Zusammensetzung des Werkes, bei der die einzelnen Schulen und Zeiten
sehr ungleichmässig vertreten sind, schloss einen zusammenhängenden Text von Anfang an
aus. S0 macht denn der Verfasser aus der Not eine Tugend und bietet in der anspruchs-
losen Form eines erklärenden Verzeichnisses, das alphabetisch nach den Künstlern
geordnet ist, eine bunte Reihe sachkundiger Erläuterungen, die ebenso belehrend als
genussreich zu lesen sind. A. Trost
AFELN ZUR GESCHICHTE DER MÖBELFORMEN. Unter den neuen
Publikationen, die sich mit der Geschichte des Kunstgewerbes befassen, erregen
besonders die von Prof. Dr. Alfred Gotthold Meyer herausgegebenen „Tafeln zur Geschichte
der Möbelformen" (Karl W. l-Iiersemann, Leipzig 1902) unser besonderes Interesse. Vor
uns liegt die erste Serie: „Schemel und Stuhl" mit einem Textbändchen. Der Verfasser
gibt als Motto einen Ausspruch William Morris', der sagt: „Selbst der Originellste vermag
heute keine Möbelform zu zeichnen, die etwas anderes wäre, als eine Fortbildung oder
Entartung vielhundertjähriger Motive." Die Geschichte dieser Motive der Möbelformen in
übersichtlicher Darstellung zu geben, ist der Zweck dieser Tafeln.
Es soll nicht ein Vorlagewerk, aus dem sich die Kunstgewerbetreibenden ihre Muster
nehmen, sondern ein Behelf für die Zwecke des sülgeschichtlichen Unterrichtes sein; es
soll ein reiches Abbildungsmaterial geboten werden, um ein klares Bild von der historischen
Entwicklung der Möbelforrnen zu geben.