IE Besucher der Ausstellung haben kaum eine rich-
tige Vorstellung von der Unsumme von Arbeit,
die in einer solchen Exposition ruht, von den
Opfern, welche die Industriellen und Gewerbe-
treibenden, nicht dem Museum, sondern ihrer
eigenen Stellung zuliebe, alljährlich bringen.
Immer will das Publikum und wohl auch die
Kritik Fortschritte sehen und es wird nicht
bedacht, dass wohl im Geschmack, kaum mehr
aber im Technischen Fortschritte zu erwarten
sind und dass das, was man gewöhnlich so
nennt, Sensationen, Kampfobjekte sind, auf die alle Ernsten gerne verzichten.
Die strenge Zucht, welche unsere Gewerbe in den letzten Dezennien durch-
gemacht haben, die ausserordentliche Anspannung aller Kräfte, die neue
gesunde, auf Natur und geläuterten Geschmack gestellte Richtung, die sich
in unseren Schulen durchgesetzt hat, tragen nun Früchte und wenn auch
noch nicht alle ausgereift sind, so ist doch gute Ernte zu erwarten.
Die Zahl der zur Ausstellung gebrachten Interieurs ist bei weitem
grösser als im vorigen Jahre, 24 gegen x5, und es ist wohl die allgemeine
Stimmung, dass das Extravagante
diesmal wohltuend zurückgetre-
ten ist. Die Zeit der grellen und
oft groben Effekthascherei ist
vorüber, das Moderne wird zu-
meist nicht mehr in Übertrei-
bungen der Formen und Farben,
im Ungewöhnlichen und Auf-
fallenden gesucht, auch Prunk
und Pracht tritt zurück, und man
trägt mehr dem Umstande
Rechnung, dass es gilt, dem
wohlhabenden Bürgertum, nicht
iden wenigen auserwählten
Millionären zu zeigen, wie sie
sich einrichten sollen. Man will
wieder lehren und lernen, was
Wohnungsbehaglichkeit sei, und
darauf geht heute unser Aller
Streben, es gehört zum Wesen
der modernen Kunst, Räume zu
Schreibtischfauteuil, Kirschholz, von A. Pasternak und
M. Geiringer