Gedanken. Diana ist hier nicht
die ernste, strenge Göttin von
grausamer Tugend. Kaum ist
der mutige Aktäon dem Tode
verfallen, ist ihr Stolz er-
schüttert und sie wird wieder
einfach zum Weibe. Sie fühlt
ihr Herz durch ein Gemisch
von Zärtlichkeit und Mitleid
bewegt, ihr Auge ist abge-
wendet, um den Hund nicht
zu sehen, der unten die zucken-
den Reste des unglücklichen
Aktäon verschlingt, und ihr
Körper neigt sich nach rück-
wärts. Wundervoll drückt die
Stellung den Seelenvorgang
aus, unter dem die stolzejung-
fräulichkeit erweicht.
Dieses Marmorbild, das
sich gegenwärtig im Museum
in Dijon befindet, erhielt auf
der Weltausstellung des Jahres
x889 eine Medaille erster
Klasse. _
Nach der „Diana" behan-
deln noch drei Werke das un-
erschöpfliche Thema: Weib
und die Liebe. So eine Elfen-
beinligur von bewunderns-
würdiger Vollendung, die „Jung-
fräulichkeit": ein liegendes
nacktes Mädchen hält in der
erhobenen Rechten, die ein
goldenes, mit Edelsteinen be-
J. Dampt, Das Ende des Traumes
setztes Armband schmückt, eine silberne Lilie, das Symbol ihrer Reinheit.
Eine andere Figur, das „Ende des Traumes" ist gewisserrnassen die Fort-
setzung. Der Geliebte ist gekommen, die Lilie liegt gebrochen zu den Füssen
des Mädchens, das mit dem Ausdruck der Niedergeschlagenheit dasitzt, den
Kopf in die Hand gestützt, die Augen in ein düsteres Traumbild versenkt,
während ober ihm eine Chimäre mit goldenen Flügeln zum Himmel emporiiiegt,
um nie mehr wiederzukehren, während ein gefühlloser Amor seine Pfeile
abschiesst. Gleich am Eröffnungstage des Salons vom Jahre 188g vorn Staate
angekauft, befindet sich diese schöne Statue jetzt im Museum von Amiens.