und mehr wirklich dekorative Arbeiten und Originalität in der Ausschmückung
des Hauses verlangt, wird den Künstlern und Kunsthandwerkern neue
Anregung geboten. Die Guild of Handicraft, deren Entwicklung häufig in
den Spalten dieser Zeitschrift besprochen worden ist, hat eine Dekorations-
mode festgesetzt, welche eine ganze Schar von Nachahmem gefunden
hat, wie es denn bei jedem erfolgreichen Unternehmen unausbleiblich ist.
Die englische „neue Kunst" ist jedoch grundverschieden von jener, welche
in Paris, in Wien und in Moskau sich eingebürgert hat. Vallgren, der
finnische Bildhauer, der durch die Umstände bewogen wurde, sein Zelt
in Paris aufzuschlagen, hat einen höchst wichtigen Einfluss auf die
Revolution ausgeübt, welche in der dekorativen Kunst des Festlandes
und in der Anwendung des menschlichen Körpers für dekorative Ent-
würfe stattgefunden hat. Der fähigste seiner Schüler ist Gurschner, dessen
Name dem Wiener Publikum so geläufig geworden ist. In England ist es
in der Tat äusserst selten, dass man phantastische Körperformen in der
Dekoration von Gebrauchsgegenständen findet. Miss Rope hat viel
Figurales für den bekannten Architekten Mr. Arnold Mitchell ausgeführt,
besonders für K-aminstücke, Decken und Wandpaneels, nebst einigen
reizenden Entwürfen für Bronze- oder Zinnguss für Türbeschläge, Brief-
kasten und elektrische Beleuchtungskörper. Derartige künstlerische Zutaten
geben jedem Hause eine wunderbare Vornehmheit und bezeugen sofort,
dass der Eigentümer ein Mann von künstlerischem Sinn und Ge-
schmack ist.
Nach meiner Ansicht bietet ein Torklopfer jedwede Möglichkeit für
künstlerische Konstruktion und man erinnert sich mit Vergnügen der
schönen Torklopfer aus Bronze, Kupfer oder Messing, welche noch heute
manchen italienischen Palast aus dem XVI. Jahrhundert schmücken. Und
trotzdem sieht man an neun Zehnteln der Londoner Häuser moderne Tor-
klopfer von hässlicher und schablonenmässiger Form. In den oft wieder-
holten „Arts and Crafts"-Ausstellungen, welche man bei aller Unvollkommen-
heit als einen Schritt in der guten Richtung willkommen heissen muss -
nämlich zur Verdammung der geistlosen Produkte mechanischer, von
Geschäftshäusern beschäftigter Arbeiter H hat merkwürdigerweise gerade
der Torklopfer eine sehr vernachlässigte Rolle gespielt.
Frisch von einer Besuchsrunde solcher Ausstellungen kommt man zur
Ansicht, dass das lobenswerte Streben nach der Verkörperung idealen Aus-
sehens der Einrichtung und Dekoration eines Hauses den Künstler häufig
zur Entwicklung der wildestenExzentrizitäten geführt hat, und wir alle
wissen, dass es viele Künstler gibt, in deren Geiste Exzentrizität und Kunst
gleichbedeutend ist und die augenscheinlich der Ansicht sind, dass ein
Gegenstand, um schön zu sein, vor allen Dingen Interesse durch eine auf-
fallende Neuerung in Form oder Farbe erregen muss. Angesichts so vieles
Falschen, Afifektierten und Sinnlosen in der zeitgenössischen dekorativen
Kunst wendet man sich manchmal mit einem Gefühl von Erleichterung