Buchstabens. Nun wurden die rätselhaften Marken der Tasse aus der
I-Iabichschen Sammlung klar. F. A. C. bedeutet wohl nichts anderes als
„Fabrica Aulica Caesarea", die lateinische Übersetzung und entsprechende
Variation der Meissener Marke „K. P. M.", d. h. „Königliche Porzellan-
Manufaktur", wobei noch erwähnt werden mag, dass das Gesamtbild der
Marke eine entfernte Ähnlichkeit mit der Meissener „Augustus Reit-Marke"
aufweist. Aber auch die Marke der Passbriefe ist, wie Herr Regierungs-
rat Ritter treffend bemerkte, nicht anders zu deuten, auch diese enthält die
Buchstaben F. A. C., das „A" in gotischer Gestaltung. Bei dem Passbriefe
des Anton Sieber für die königlichen Erblande fehlt der Ansatzstrich des F,
der bei der Marke des Pemsel genau zu ersehen ist. Auf der mit Chinoi-
serien dekorierten Tasse waren gewissermassen zur Erläuterung der Marke
die Buchstaben F. A. C. nebeneinander, nicht in Monogrammform bei-
gesetzt. '
Hiedurch sind in unanfechtbarer Weise zwei bisher unbekannte Mar-
ken der kaiserlichen Wiener Porzellanfabrik festgestellt. Nicht verschwiegen
darf werden, dass Porzellanarbeiten wie die beiden abgebildeten Tassen
bisher stets als Meissener Erzeugnisse galten, dass der auf diesem Gebiete
sehr bewanderte Direktorial-Assistent Herr Dr. E. Zimmermann in Dresden
auch diese beiden Tassen als Erzeugnisse der Meissener Fabrik aus der
ersten Zeit der Direktion Herolds, als noch die Böttgersche Masse ver-
wendet wurde, in Anspruch nimmt. Dagegen muss erwähnt werden, dass
kein ähnlich dekoriertes Stück bekannt ist, das eine Meissener Fabriks-
marke trägt. Entweder ist die alte Tradition, dass diese Stücke Meissener
Ursprungs sind, unrichtig, oder die Wiener Marke ist fälschlich auf
Meissener Erzeugnisse gesetzt worden, um sie in den österreichischen Erb-
landen zum Verkaufe bringen zu können. Ähnliche Täuschungen kamen
wiederholt vor. Die Frage, ob Wien oder Meissen, wird erst entschieden
werden können, bis weitere Arbeiten der Wiener Fabrik aus dieser Zeit die
nötigen Aufklärungen bringen werden.
Bericht Sorgenthals über die Marke der kaiserlichen Wiener Porzellanfabrik. Die
böhmische Bancal-Gefälls-Direktion verlangte im jahre 1797 eine Äusserung der kaiserlichen Hofkarnrner
über die Marke der Wiener kaiserlichen Purzellanfabrik, weil Händler mit den Waren dieser Fabrik Gegen-
stände, die keine Marken trugen, in Böhmen verkauften.
Hierüber wurde Hofrat von Sorgenthal, der damalige Direktor der Wiener Fabrik zu einem Bericht auf-
gefordert. Dieser Bericht ist uns im Originale mit der eigenhändigen Unterschrift Sorgenthals erhalten. Ehe ich
diese für die Geschichte der Wiener Porzellanfabrik wichtige Urkunde dem Wortlaute nach wiedergebe, sei
vorausgeschickt, dass Punkt 4 einer erhaltenen Instruktion der k. k. MinisteriaI-Banco-Hof-Deputation an die
kaiserliche Wiener Porzellanfabrik vom 13. September 174g, lautet: „Wird künftighin kein anderes Porcellain.
als von der neuen sogenannt Massa verfertiget, auch kein Stück in Ofen gesetzt werden, welches nicht die
anbefohlene Österreichische Wappen blau angezeichneter hat."
Der Sorgenthal abverlangte Bericht aber lautet: „Nr. rgzß 9. Februar 798. Vermiig allerhöchsten Hof-
dekret vom 27. roh" a. p. Empfang 15. dieß seyn von der böhmischen Banlro-Gelällen-Adrninistrazion die
Anzeige gemachet worden, dass die Landkrämer, besonders jene gegen Sachsen, unter dem Vorwande, dass
nicht alles hier verfertigte Porzelain mit dem gewöhnlichen hiesigen Fabrikszeichen bezeichnet seyn, auch
anderes Porzelain verkaufen.
Die Direkzion habe daher eine Auskunft zu erstatten, ob alles Porcelain, welches in der k. k. Fabrik
verfertiget und verkauft wird, mit dem gewöhnlichen Fabrikszeichen versehen seyn, oder unter welchen
Umständen, auch warum, solches etwa bisweilen unterblieben.