das gelungene Stück. Maria von Brocken stellte eine grosse, oval aus der Wand heraus
sich wölbende Vitrine aus; dunkelrotes Birnbaumholz mit breitgeschnitztem matt-
vergoldetem Randornament ist ihr Material, Louis XVL-Formen nähert sie sich. Sie birgt
eine Fülle reizvoller Objets d'art: phantasievolle Schliessen von Ilse von Cotta, duftige
Fächer von Margarete Erler, Emailmalereien in tiefem verschleiertem Luster, japanischen
Schmelzarbeiten auf Kupfer ähnlich, von Dora Kellner.
Apart ist die Intarsiatechnik an dem grossen Sophabau von Luise Schlieder; in den
grauen Ahorngrund sind grüne Ebenholzbänder mit flimmernden Perlmutterblättern ein-
gelegt. Originell sind die Möbelfüllungen von Hildegard Lehnert. Sie ätzt japanisierende
Blütenzweige auf Kupferplatten, die dann in Schränke oder wie hier in Wandverkleidungen
eingelassen werden.
Dieselbe Künstlerin treibt gemeinsam mit Helene Lobedan keramische Experimente.
Sie fingen damit an, den Steingutgefässen das Ornament einzuschneiden. Jetzt gehen sie
auf diesem Wege weiter und setzen die Vasen und Schalen mit eingravierten Blättern
einem galvanischen Niederschlagsverfahren aus, das die Muster im metallischen Luster
aus der irdenen Fläche heraushebt.
Wuchtig und organisch im Bau präsentieren sich die Palmenkübel von Sophie
Luise Schlieder. Mächtige Dreifiisse aus grünpatinierter Bronze sind es, die in den
Krümmungen der Füsse gut die Funktionen des Belastetseins und Tragens zum Ausdruck
bringen.
Der schweren Metallarbeit steht zierliche gegenüber in den Schirmständem von
Marie Kirschner. Aus gebogenen Messingstangen sind sie und einen besonderen Reiz
haben sie durch die Bekleidung des unteren Kastens mit irisierenden Klostermühler Glas-
platten, deren Schmelz gut in dem Messingrahmen wirkt.
Diese vielseitige Dekorative lieferte ausserdem noch Proben der Kunst, die ihr
eigenstes Gebiet, der Stickerei. Neben der delikaten Flügeldecke ist ein verblüffendes
Stück der Ofenschirm aus grünverschwimmender Moiree, mit den geneigten schlanken
Palmenstämmen. Und für die Wipfel dieser Palmen wurden geistreich „Kunstformen der
Natur" benutzt, sie wurden dicht benäht mit den schillernden Flügeldecken brasilianischer
Käfer.
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Gleichzeitig mit dieser St. Louis-Vorschau sieht man bei Keller und Reiner eine
George de Feure-Ausstellung. Und es ist interessant, dass, während die Frauen in ihren
Möbeln und Metallarbeiten männliche Hand zeigen, der Franzose fast ausschliesslich sich
in weichem frauenhaftem Charme ausspricht.
George de Feure ist der dekorative Künstler, der es am feinsten in Paris verstanden
hat, die modernen Bestrebungen auf dem Boden der Tradition zu akklimatisieren. Er ist
ein Kultureklektiker von sicherem Geschmack und er besitzt das, was von einem franzö-
sischen dekorativen Künstler vor allem gefordert wird, Sinn für Eleganz und Luxus,
Grazie und Zärtlichkeit.
Bing, der Begründer von „YArt Nouveau" erkannte, dass er der geeignete Vermittler
sei, um aus den alten Stilen organisch ein Neues, aber dabei Wesenverwandtes zu erwecken.
Das absolut Neue, das Germanische, der Puritanismus van de Veldes, der derb rustikale
Stil des englischen Landhauses war für die Pariser-in unannehmbar. An Chiffon, an Frou-
Frou, an Spitzen, an Crepe de Chine und schlanken Linienfluss musste der denken, der
für sie komponieren wollte. Die Marquisen-Zierlichkeit der Louis XV- und Louis XVI-Zeit
musste er wiederbringen, frei variiert, mit der Nuance des letzten Tages und mit dis-
kreter Benützung technisch zweckvoller Errungenschaften.
George de Feure gelang solch Ensemble. Er komponierte Möbel, kokette Sophas und
zierliche Fauteuils aus vergoldetem l-lolz, die ihren Ursprung von den Ahnen des
XVIII. Jahrhunderts nicht verleugnen, aber dabei doch in ihrer Physiognomie einen Zug
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