von heute tragen. Die Figur haben sie von den Vorbildern, aber statt der Rokokoschnörkel,
statt der antikisierenden Emblematik gewannen sie vereinfachten Schmuck. Er besteht
in feingeführten Kurven, in Linien von schmeichlerischem Fluss, die aus dem traditionellen
Umriss wie neue Triebe ganz natürlich sich ergeben, und von den Beinen zum Sitz, vom
Sitz zur Rückenlehne mit einer Notwendigkeit leiten, die nicht wie bei van de Velde
zwingt, sondern sanft schmeichlerisch überredet. Den Luxus der alten Zeit bewahrt
de Feure in den Bezügen, sie sind meistens kostbare Gobelins, die aber nicht alte Muster
kopieren, sondern freieBlumen- undLinienstilisierungen darstellen, immer in zarter delikater
Harmonie von Grau, Mattgrün, gedämpftem Seidengelb.
Das Eckige ist verpönt, so macht de Feure einen Stuhl, bei dem Sitz und Lehne
nicht rechtwinkelig zu einander stehen, sondern die Rückenbespannung in runder Führung
dem Körper sich anschmiegend zum Sitz übergeht.
Diese Nuance, die durch das Material des grauen Tuches noch weicher und graziöser
wirkt, ist eigentlich eine konstruktive, aus der Überlegung des Zweckes her gewonnene.
Zweckvoll ist de Feure auch in den Beschlägen und Griffen. Hier waltet nichts
Archaisierendes, sie erinnern in ihrer grosszügigen Führung, in der breiten Ausstrahlung
an belgische Art, aber die Profile sind dünngliedriger, feinfingriger.
Neben dem vergoldeten Holz, das vor allem in den Sitzmöbeln und in den schön
proportionierten Vitrinen angewendet ist, verschmäht de Feure auch nicht das, was das
moderne Kunstgewerbe so liebt, die natürliche Wirkung der Holzmaserung.
Natürlich wählt er eine kokette, eine spielende, tändelnde Filigranmaserung, also
Ahorn und selbstverständlich benützt er diesen unkostumierten Holzstil aus der Hand der
Natur nur für das Toilettenzimmer.
De Feure ist sehr vielseitig. Er komponiert für seine Interieurs die Teppiche, meist
in Cremefarben, als weichschimmernde Vliese. Er stimmt farbige Verglasungen, und ihr
Motiv ist immer das eine: „la femme", wie auch in seinen dekorativen Entwürfen und
in den Stickereien seiner Paravents.
Dieser Frauentypus des de Feure ist charakteristisch für seine ganze Kunst. Er
stammt auch aus ästhetischem Eklektizismus. Diese Frauen haben die Eleganz, den
Toilettencharme der Damen des Boldini, aber ihre Körper, ihre Gesichter, die Künstlichkeit
der schlanken unmateriellen Linie, die in den rauschenden schimmernden Pfauenschweif
der Schleppe endigt, wirkt fast japanisch. An Gurschners Bronzen, die auch den Frauen-
körper zum Ornament machen, kann man denken.
Wie alle feinnervigen Dekorativen hat er die Liebe zu der Nuance alter Stile, wie
Somoff lauscht er gern dem „Echo du temps passe". Ihn reizen auch alte Parkinterieurs,
Treppenwangen, Gartenterrassen, gepuderte Rokokoschäferinnen mit Windspielen.
Aber die Gesichter sind aus dem bizarren Reich Aubrey Beardsleys und die Szene ist
zum Zeichen der Künstlichkeit in die schwimmende Illumination der Bühnenbeleuchtung
getaucht.
Koloristiseh ist die Phantasie dieses Künstlers. Das zeigt sich auch in seinen bild-
mässigen Studien, die immer, auch wenn sie gegenständlich und voll Staifage scheinen,
auf Farbensymphonien ausgehen, auf das Gegeneinanderspiel subtil abgestimmter Töne.
Er nennt im Anklang an Wisthler ein Blatt „Harmonie grise et bleue" und er nuanciert
zwei Motive: femme a Yecharpe mauve und femme a Yecharpe verte.
Einen so Delikaten musste das Porzellan reizen. Er hat auch Apartes entworfen. Hier
ist er ohne jede Anlehnung an Vergangenheitsstil, er geht auf einfache wellige Formen in
seinen Vasen und Schalen aus, die sich aus sich selbst zu runden scheinen, und ziert sie
mit einem Dekor in Unterglasurmalerei. Keine stofflichen Darstellungen, nur Linienspiel,
das parallel den Konturen läuft und sie in freien Figurationen variiert. Das Rafiinement
liegt in der Farbe; die in der Unterglasurrnalerei seltenen Töne, reseda- und myrthengrün,
mattpiirsich, orange werden bevorzugt und schwimmend leuchten sie in der weissen
spiegelnden Fläche.