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Diese Technik des Juwelenporzellans
ward natürlich in Ostasien früh geübt. Der
erste europäische Versuch aber wurde in
Österreich gemacht durch den Mitbegründer
der Wiener Manufaktur Chr. C. Hunger. Es
ist die bekannte „Hunger-Kumme" aus der
Sammlung des Herrn Karl Mayer, die in der
Reichenberger Ausstellung lgozj3 gezeigt
und von Pazaurek in seiner Ausstellungs-
schrift beschrieben wurde. Dies Stück, ein
Spülnapf zu einem Teeservice, zeigt Chinoi-
serien in Reliefgold mit Füllungen von rotem,
grünem und blauem Translucide-Email.
In Sevres wird diese Technik heute
noch geübt, weniger auf Prunkwirkung aus-
gehend, als auf koloristische Delikatessen, auf
Laliquestimmungen in Porzellan. Thesmar
und Camille Naudot sind Meister darin.
Nicht sehr vielseitig ist hier die
Wiener Manufaktur vertreten. In der Samm-
lung des Dr. Fritz Klemm fallen einige gute
Wiener Stücke auf: Tassen und Schalen,
mit Rand aus Goldgitterwerk, das Nischen
für Miniaturen ausspart - empfmdsame
Landschaften geben sie meistens in zarten
Röteltönen, der Fond bleibt weiss und ist
mit Streublumen dekoriert.
Felix Poppenberg
IEN. ZUWACHS DER KAISER-
LICHEN KUNSTSAMMLUNGEN
IM JAHRE 1903. Hierüber wird uns Fol-
gendes mitgeteilt:
Bei der ANTIKENSAMMLUNG des
Allerhöchsten Kaiserhauses sind als schöner ß ' '
Gewinn zunächst zwei weisse attische Grab- Kabinen Helm IL (Hofmuseum in Wien)
gefässe mit Konturenzeichnungen anzu-
führen. Das eine, ausEretria, zeigt noch lebhafte Farben und deutlicheUmrisse. Das Bild stellt
ein aufgebahrtes Mädchen dar, daneben zwei Frauen, in die Totenklage ausbrechend, eine
dritte mit einem Behälter, der die Ingredienzien zur Einbalsamierung enthält. Die Zeichnung
des anderen Gefässes zeigt eine palmettenbekrönte Stele, dabei eine sitzende und eine
stehende Frau, Gestalten von bestriekender Anmut. Die künstlerischen Qualitäten dieser
Stücke überragen jene der wenigen in der Sammlung schon vorhandenen Objekte ähnlicher
Art. Zu erwähnen sind ferner: das Bruchstück einer Marmorvase mit dem Kopfe und
Oberteil einer verschleierten weiblichen Figur; ein kleines reizvolles korinthisches Kapitäl
aus Tarent; eine runde Tonbüchse mit Darstellung eines von einem Hasen verfolgten
Hundes (athenisch, V. Jahrhundert v. Chr.); ein Krüglein mit einer Szene aus der Kinder-
stube; der eigentümliche Kopf eines Nubiers mit Spitzohren (Bronze); eine bronzene Sirene
mit schöner Patina; ein interessanter Glasbecher mit eingeschliFfenen Ornamenten (IV. jahr-
hundert v. Chr., in Krain gefunden, Geschenk der k. k. Zentralkommission); zwei goldene
Fingerringe; ein Paar spätantiker Goldfiligran-Ohrringe mit Granatenglas-Einlagen; eine
Kollektion von 49 antiken Terrakottagefässen.
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