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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 6)

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mehr zutage, sondern auch in der Anord- 
nung der Blumen, die, je weiter sie sich 
von ihren ursprünglichen Vorbildern ent- 
fernen, desto mehr vom Rande gegen die 
Mitte des Gefässes zu Vorrücken, denn das 
Betonen der Mitte ist ein echt europäischer 
Zug. Schliesslich genügt für die Mitte 
keine einzelne Blume mehr, es muss ein 
Strauss von Blumen sein, während die 
übrige Fläche dafür mit umso kleineren 
Blümchen verziert wird. 
In der Wiener Blumenmalerei der 
Fünfzigexjahre des I8. Jahrhunderts liegt 
im Vergleiche zu der Meissens insoferne 
ein eigenartiger Zug, als sie eine viel 
grössere Breite und dekorative Grosszügig- 
keit aufweist, wie sie zum Beispiel im 
Loudon-Service noch deutlich zu erkennen 
ist, später aber verschwindet. 
Zu diesen beiden Gattungen, dem 
Blumendekor und der chinesisch-japani- 
schen Ornamentierungsweise kommt nun 
der plastische Rocailledekor neu hinzu, 
die Verzierung mit phantastisch geformten, 
muschelartigen Gebilden, die in bestimmten 
Farben abschattiert werden. Besonders 
beliebt zu solcher Abschattierung, die den 
Zweck hat, die plastische Wirkung des . _ __ 
Gebildes zu steigern, ist ein leuchtendes Kühlgefäss in Kupferluster mit Reliefgolddekor 
Purpurrot, dann aber auch Grün und Gold, (Kamm N" 999) 
seltener Blau. - Dieses Rocaillegenre zwingt all- 
mählich die gesamte Produktion unter seine kapri- 
ziösen Formen. So werden zum Beispiel 
Servierplatten für Tee- oder Kaffeeservice 
von ganz malerischem, unsymmetrischem 
Aufbau modelliert. Sie steigen stufenartig 
an und werden rückwärts von Strauch- 
artigen Gebilden oder Schälchen aus Ästen 
und grünen Blättern begrenzt. 
Bei grösseren Servierplatten dieser Art 
tritt auch figurale Plastik hinzu und ihr Auf- 
bau hatdanneine konzentrischeAnordnung. 
In dieselbe Gruppe von Gefässen, die 
Zuckerdose, kobaltblau mit Reliefgolddekor fast ganz in ornamentale Gebilde aufgelöst 
(Aus der Sammlung Karl Mayer) 
 
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