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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 6)

sind, gehören die zierlichen Orangen- 
hälter oder Pommedessinbecher, wie 
sie in den damaligen Verzeichnissen 
heissen, reich modellierte Salzfässer und 
Gewürzständer, die zugleich als Tisch- 
schmuck dienten und in deren Rocaille- 
verschlingungen in der Regel ein bunter 
Vogel oder eine Kinderiigur angebracht 
ist. Ihnen reihen sich die zahlreichen 
Schüsseln, Schälchen und Näpfe in 
Blattform an, die mit Rocaillemotiven 
vermengt sind. Besonders bemerkens- 
wert sind hier die sogenannten Cocots 
oder Cremepots, kleine, gedeckelte, oft 
dreieckige Henkelbecher, deren man 
sich für den als Nachspeise servierten 
dicken, süssen Rahm bediente. 
Eine andere ausgedehnte Gruppe 
zeichnet sich durch geschmackvolle 
Verbindung von plastischem und male- 
 
Kaffeekanne mit Reliefgolddekor (Aus der _ . _ 
Sammlung K", Maya) rischem Dekor aus. Die Malereien 
bestehen in bunten Blumensträussen 
und Streublumen, die Plastik schliesst sich unmittelbar an die astförmigen 
Henkelbildungen an und besteht in bemalten, aufgelegten Blumen, die 
mit ihren Zweigen, Knospen und Blättern allmählich in ein leichtes 
Relief übergehen und so den plastischen Dekor in den malerischen über- 
leiten. 
Unsere Altwiener Porzellanausstellung enthielt namentlich prachtvolle 
Vasen in dieser Art, die grösseren im Besitze des Herrn Philipp v. Schöller, 
die kleineren aus der Sammlung des Freiherrn Ernst v. Loudon. Wir finden 
aber auch eine Reihe von Servicen und Einzelstücken, die in diese Gruppe 
gehören. 
Eine weitere Gattung, die sich durch lange Zeit grosser Beliebtheit 
erfreut und die namentlich in Tellern und Terrinen heute noch zahlreich 
vertreten ist, ist das von Meissen übernommene Korbfiechtmuster in leichtem 
Relief, die Gefässe mit dem sogenannten Osierrand, womit ein mehr oder 
minder naturalistischer Streublumendekor verbunden wird. 
Verwandt und häufig kombiniert mit dem Osiermuster ist das in Meissen 
„Brandenstein" und in seinerWeiterentwicklung„Neubrandenstein" genannte 
Ornamentierungsmotiv der erst geraden und später geschwungenen Relief- 
rippen, die sich nach der Mitte oder dem Fusse des Gefässes zu im Grunde 
verlieren. 
Ausnahmsweise verschmäht es das Rokoko bekanntlich nicht, sich in 
nahezu rein naturalistischen Formen zu ergehen, wie es in der Ausstellung
	        
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