sind, gehören die zierlichen Orangen-
hälter oder Pommedessinbecher, wie
sie in den damaligen Verzeichnissen
heissen, reich modellierte Salzfässer und
Gewürzständer, die zugleich als Tisch-
schmuck dienten und in deren Rocaille-
verschlingungen in der Regel ein bunter
Vogel oder eine Kinderiigur angebracht
ist. Ihnen reihen sich die zahlreichen
Schüsseln, Schälchen und Näpfe in
Blattform an, die mit Rocaillemotiven
vermengt sind. Besonders bemerkens-
wert sind hier die sogenannten Cocots
oder Cremepots, kleine, gedeckelte, oft
dreieckige Henkelbecher, deren man
sich für den als Nachspeise servierten
dicken, süssen Rahm bediente.
Eine andere ausgedehnte Gruppe
zeichnet sich durch geschmackvolle
Verbindung von plastischem und male-
Kaffeekanne mit Reliefgolddekor (Aus der _ . _
Sammlung K", Maya) rischem Dekor aus. Die Malereien
bestehen in bunten Blumensträussen
und Streublumen, die Plastik schliesst sich unmittelbar an die astförmigen
Henkelbildungen an und besteht in bemalten, aufgelegten Blumen, die
mit ihren Zweigen, Knospen und Blättern allmählich in ein leichtes
Relief übergehen und so den plastischen Dekor in den malerischen über-
leiten.
Unsere Altwiener Porzellanausstellung enthielt namentlich prachtvolle
Vasen in dieser Art, die grösseren im Besitze des Herrn Philipp v. Schöller,
die kleineren aus der Sammlung des Freiherrn Ernst v. Loudon. Wir finden
aber auch eine Reihe von Servicen und Einzelstücken, die in diese Gruppe
gehören.
Eine weitere Gattung, die sich durch lange Zeit grosser Beliebtheit
erfreut und die namentlich in Tellern und Terrinen heute noch zahlreich
vertreten ist, ist das von Meissen übernommene Korbfiechtmuster in leichtem
Relief, die Gefässe mit dem sogenannten Osierrand, womit ein mehr oder
minder naturalistischer Streublumendekor verbunden wird.
Verwandt und häufig kombiniert mit dem Osiermuster ist das in Meissen
„Brandenstein" und in seinerWeiterentwicklung„Neubrandenstein" genannte
Ornamentierungsmotiv der erst geraden und später geschwungenen Relief-
rippen, die sich nach der Mitte oder dem Fusse des Gefässes zu im Grunde
verlieren.
Ausnahmsweise verschmäht es das Rokoko bekanntlich nicht, sich in
nahezu rein naturalistischen Formen zu ergehen, wie es in der Ausstellung