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Weberei kommt wohl
auch sonst vor, ist aber
selten so geschickt und
reichhaltig durchge-
führt, wie hier.
Die Hauptformen
der Stickerei, die
wieder aus schattiert
gewebten Bändern her-
gestellt sind, zeigen
den Typus des Rokoko
aber in eigentümlicher
Abart.
Die vollere Saftig-
keit und grössere
Schwere der öster-
reichischen Kunst, die
man gegenüber dem
damals schon herr-
schenden Rokoko als
eigenartigeFortführung
der Spätbarocke auf-
fassen muss, zeigtunter
anderm die Kasel aus
Neulerchenfeld oder
die andere aus der
k. u. k. I-Iof- und
Damenstiftskapelle zu
Innsbruck.
Das letztgenannte Kasel. Stickerei in grauen und schwarzen Seidenschnürchen, Chenille und
Stück zeigt die zweitg Gold auf weisser Seide. Nach der Überlieferung Arbeit der Erzherzogin
bei den Schenkungen Maria Anna, x738-x78g. (Elisabethinenkloster zu Klagenfurt)
der Kaiserin mit Vor-
liebe verwendete Stickereitechnik, nämlich die Herstellung aus geknoteten
oder kettenartigen Schnüren, die meist in verschiedenen Schattierungen
an einander gelegt werden. Auch diese Technik kommt sonst und wohl schon
früher vor, scheint in Österreich damals aber besondere Pflege und Aus-
bildung erfahren zu haben.
Solche Schnüre wurden sehr häufig von den hohen Herrschaften selbst
gefertigt, wie man an dem Arbeitszeuge der Erzherzogin Maria Anna, das
von dem Elisabethinenkloster zu Klagenfurt eingesendet worden war,
deutlich sehen konnte.
Die prächtigen Stoffe der Seitenteile möchte man zunächst wohl für
französisch halten; doch ist keineswegs ausgeschlossen, dass sie öster-