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Künstler nicht mehr
nötig, abgesehen davon,
dass es sein Gutes hat,
wenn nicht alle Bilder
der gleichen Jury vor-
gezeigt werden, damit
ein verschiedenartiger
Geschmack zur Geltung
gebracht wird. Aber es
kann heute nur nochvon
dem persönlich ver-
schiedenen Geschmack
der Maler die Rede sein,
der prinzipielle Unter-
schied der Alten („Aca-
demy") und Jungen
(„Society of American
Artists") hat sich völlig
verwischt. Die meisten
der Wirklich Veralteten
der „Academy" sind
nicht mehr da und die
Jungen sind nurzu rasch
konservativ geworden.
Heute scheinen in der
„S0ciety of American
Artists" allerlei andere
Motive massgebend zu
sein, als diejenigen, den
jungen und den freien,
neuen Regungen Raum zu geben. Sonst hätten wir nicht dieses Jahr in
ihrer Ausstellung (April-Mai) erlebt, dass eine ganze Menge vorzüglicher
Landschaftsbilder der jüngeren Maler unserer „tonal school" zurück-
gewiesen wurden. Deren Bedeutung und Eigenart als amerikanische Fort-
setzer der Barbizonisten, aber verändert durch Temperament, Vegetation
und Atmosphäre, habe ich in meinem Aufsatz über amerikanische Maler
(Heft 10, 1903) charakterisiert. Statt ihrer Produkte fanden eine Menge
Porträts Raum, die wohl nur der gesellschaftlichen Stellung der Dargestellten
oder der Maler, die Ehrenplätze, die sie einnehmen, verdankt. Doch war
gerade dies Jahr die Ausstellung so vieler Porträte für sie gefährlich, denn
das herrliche Porträt von John Sargent - der ein seltener Gast unserer
Ausstellungen ist - „Die drei Misses Hunter" nahm den dominierenden
Platz ein. Allerdings gab es auch Porträts unserer Amerikaner, die die
Nachbarschaft nicht zu scheuen brauchten. Da waren zum Beispiel William
s. J. Woolf, „Finale"
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