Arbeit mit Recht als die brauchbarste unter den Kunstgeschichten des Altertums bezeichnet
wurde, geht darauf aus, die verschiedenen Kunstweisen der griechischen Kunst, nicht wie
es sonstgeschieht, vereinzelt für sich, sondern in ihren Beziehungen zu einander als Gesamt-
kunst mit steter Rücksicht auf den allgemeinsamen Gang der Geschichte darzustellen und
den Text mit den Abbildungen in übersichtlichen Zusammenhang zu bringen. Dass er der
hellenistischen Kunst und dem in ihr sich erneuernden
Einfluss des Orients breiteren Raum gewährt, ist zu
begrüssen, er legt damit den Grund für das Verständnis
aller folgenden Entwicklung, der römischen, byzantini-
schen, romanischen und Renaissancekunst. Auch der
erste, dem Orient gewidmete Hauptabschnitt ist durch
klare Übersichtlichkeit ausgezeichnet.
Philippis Bearbeitung der Renaissance in Italien
ist eine treHliche Erweiterung und so weit als nötig
Verbesserung seiner früheren Arbeiten. Mit Recht hat
der Herausgeber an der meisterhaften Stoffeinteilung
und der breiten grosszügigen Charakterisierung der
Haupterscheinungen, welche diesen Band des Sprin-
gerschen Handbuchs von Anfang an ausgezeichnet hat,
nicht viel verändert; aber an persönlichen Zutaten und
Neuformungen hat Philippi, alle Fortschritte der
Wissenschaft beherrschend, ohne sich in Einzelheiten
und Polemiken zu verlieren, viel wertvolles bei- Hans Holbdn, Eduard VIL
gesteuert. Dass er Springers oft pathetischen Stil
einigermassen gedämpft und vereinfacht hat, ist sehr dankenswert. Das Abbildungs-
material, feinfühlig gewählt, ist reichlich und gut. E. L.
NTWICKLUNGSGESCHICHTE DER MODERNEN KUNST. Ver-
gleichende Betrachtung der bildenden Künste, als Beitrag zu einer neuen Ästhetik.
Von Julius Meier-Graefe. 3 Bände. Stuttgart, Hoffmann 1904. Ob die Zeit schon gekommen
ist, die Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst zu schreiben, ist eine Frage, die wohl
verneint werden muss. Wir stehen noch mitten in der Entwicklung, sehen ihr Ziel und
Ende noch nicht. Wie lässt sich da schon Geschichte
schreiben, erst muss sie gemacht werden, dann lässt
sie sich darstellen. Meier-Graefe, ein Rufer im Streite,
bemüht sich objektiv zu sein; dass es ihm nicht gelingt,
wird ihrn niemand zum Vorwürfe machen. Er schildert
den Kampf um die Malerei von den Mosaiken der früh-
christlichen Zeit bis auf Segantini, Manet, Cezanne,
Degas, Renoir, die „vier Säulen der modernen Malerei"
werden charakterisiert, die Geschichte der Farbe und
Komposition in Frankreich von Monet, Seurat bis auf
Gauguin, Maillol, Rodin, die Kunst in Deutschland von
Feuerbach bis auf Liebermann wird behandelt, subjektiv
und manchmal recht bizarr. Das fünfte Buch gilt dem
Kampfe um den Stil, George Minne, die Reaktion Englands,
die Stilbewegung in Deutschland, Frankreich, Skandi-
Hans umhin, König Heinrich vnL navien, Holland, Belgien werden besprochen. Auch das
„neue Wien" hat sich des besonderen Wohlwollens
des Verfassers zu erfreuen, er schildert die Literaten und die Künstler, welche der neuen
Kunst hier die Wege gewiesen haben H nur vom Österr. Museum und der eigentümlichen
Stellung, die es in diesem Kampfe eingenommen, weiss Herr Meier-Graefe nichts zu