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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 10)

1'.) 
vollkommen verarbeitet erscheinen in der 
Eigenart des Inselreiches. 
Erst der Palladianischen Zeit war es 
vorbehalten, den fremden Einiiuss zum 
herrschenden zu gestalten und so glänzend 
auch die formale Ausbildung der italieni- 
schen Erbschaft auftritt, die„Kubusräume" 
mit ihrer Dekoration in Stuck und Marmor, 
die Hallen und Galerien mit ihrer strengen 
Säulenstellung des geläuterten Klassizismus 
üben trotz aller formalen Vollendung jene 
erkältende Wirkung, die äusserer Prunk 
ohne inneres Leben stets zur Folge hat. 
S0 überzeugend und packend der Ein- 
druck der älteren englischen Eigenart 
wirkt, so wenig vermag die akademische 
Pose des Palladianismus zu überzeugen, 
sie könnte überall entstanden sein und 
besitzt nichts von der Seele des englischen 
Volkes. Sehr reizvoll sind die Innenan- 
sichten durch Veduten und Ausschnitte 
von Teilen der Aussenarchitektur unter-- 
brochen, die zumeist den besten und wohl- 
erhaltensten Bauten entnommen wurden. A _ 
Seger ganz moderne Arbeiten sind einze- il"'ii'.iifäif"v'vÄiliäiiimfamiiail? 1311522 
reiht, von denen die eine, von einem der (Sammlung Qrrenheimin Köln) 
jüngsten englischen Architekten, Lutyens, 
herrührend, die treffliche Weiterbildung des national-englischen Bau- 
charakters repräsentiert, während die andere, von Bodley, die volle 
Herrschaft der Stylkopie fremder, insbesondere italienischer Vorbilder 
aufweist. 
Es ist angesichts dieser Schwankungen im Geschmack der so bau- 
lustigen und so sammelfreudigen englischen Aristokratie und Plutokratie 
nicht zu wundern, dass neben den zahlreichen erstklassigen Typen engli- 
scher Hausbaukunst und englischen Kunstgewerbes Proben charakterloser 
Industrie mit einherlaufen, sich eindrängen, aber jedes geschulte Auge wird 
sie als Eindringlinge auch auszuschalten verstehen. So bietet die schöne 
Veröffentlichung, mit der entsprechenden Vorsicht benützt, eine reiche 
Quelle künstlerischer Anregungen, die ihresgleichen nicht sehr oft hat. 
Der überwältigende Reichtum des Inselreiches an Schätzen alter 
Hausbaukunst und altem Kunstgewerbe kommt in dieser reichhaltigen 
Auslese zu überraschendem Ausdruck. Er lässt es begreifen, dass in diesem 
Lande die Liebe zur Tradition immer wieder feste Wurzeln findet und neue 
Blüten treibt. 

	        
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