MAK

Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 10)

mehr als alles sogar, könnte 
man sagen, denn von den xooo 
Nummern, die der glückliche 
und feinfühlige Sammler ins 
Künstlerhaus sandte, fanden 
noch x70 gar keinen Platz an 
den Wänden. Selbstverständ- 
lich aber ist die Auswahl mit 
aller Umsicht getroiTen, so dass 
der Kunstbedürftige durch 
diese Einbusse an Schaustoff 
nicht zu ernstlichem Schaden 
kommt. Diese Lobmeyr-Aus- 
Stellung wird in der Tatjeder- 
mann eingehend studieren 
müssen, der mit der Wiener 
Malerei intim werden will. 
Schon weil gerade aus der 
Intimität heraus, so namentlich 
aus Nachlässen bedeutender 
Künstler und im Laufe viel- 
jährigen persönlichen Zu- 
sammenlebens und Zusam- 
menstrebens zahlreiche inter- 
essante Blätter an Lobmeyr 
gelangt sind. Von der präch- 
tigen Farbenskizze zu Makarts 
niederländischem Fest bis zum 
Aquarellbildchen, das Sigmund Ausstellung von Goldschmiedearbeiten in Troppau, Karafline von 
L-Anemand hoch zu R055 im L. E., XIX. jahrhundert Anfang, Venedig (Kat. Nr. 263) 
Kostüm der Kahlenberger 
Künstlerfeste darstellt, zieht sich eine lange Kette von Privatissimis, die mitunter 
sogar biographisches Interesse gewinnen. Wie bezeichnend zum Beispiel für die 
riesige Arbeitskraft der Führich'schen Zeichenfeder, dass auf einer grossen, vieli-igurigen 
Szene der Steinigung Stephani der eigenhändige Kielfedervermerk steht: „Angefangen, 
erfunden und fertig gemacht den 2x. Januar 181g". In schlichtester Form der Ausdruck 
seltener Leistungsfähigkeit einer zeichnerischen Vollnatur ersten Ranges. Einige, zum 
Teil erstaunliche Ziffern mögen hier vor allem die Ausgiebigkeit der Sammlung als Quelle 
für kunstgeschichtliche Information kennzeichnen. Man findet da in mehreren Kabinetten 
vereinigt 97 Werke von Rudolfv. Alt, mehrere Räume mit 136 Pettenkofen, dann 25 Makart, 
20 Canon, xo Kurzbauer, x7 Gauermann, 12 Schindler und so fort. Für die Kenntnis Rudolf 
v. Alts ist die Sammlung gar nicht zu entbehren. Er geht in ihr mit einem zierlich, stark- 
farbigen „Laxenburg" bis zum Iahre 1835, in undatierten Blättern wie einer sehr summa- 
rischen Minoritenkirche vielleicht noch weiter zurück. Das früheste der ausgestellten 
Interieurs (1839) dürfte der Prager Rathaussaal sein, noch in ziemlich allgemeinem, 
braunem Ton zusammengehalten. Das einzige Ölbild ist ein Blick auf die Piazzetta, 
vorzügliches Exemplar seiner Ölmalerei in den Vierzigerjahren. Wenig bekannt ist 
die lange Reihe grosser Aquarelle von seiner Krimfahrt (1863). Diese Tatarendörfer 
und kaiserlichen Sommerpaläste (Baktschi Sarai, Livadia, Yalta) sind wahre Sach- 
lichkeitsübungen eines in allen Sätteln gerechten Meisters; auch treten schon da jene 
vielgestückelten Blätter auf, die man endlose Veduten nennen möchte und für die das 
endlose Papier erfunden sein könnte. Eine in aller Hast hinlavierte Ansicht von Odessa 

	        
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