mehr als alles sogar, könnte
man sagen, denn von den xooo
Nummern, die der glückliche
und feinfühlige Sammler ins
Künstlerhaus sandte, fanden
noch x70 gar keinen Platz an
den Wänden. Selbstverständ-
lich aber ist die Auswahl mit
aller Umsicht getroiTen, so dass
der Kunstbedürftige durch
diese Einbusse an Schaustoff
nicht zu ernstlichem Schaden
kommt. Diese Lobmeyr-Aus-
Stellung wird in der Tatjeder-
mann eingehend studieren
müssen, der mit der Wiener
Malerei intim werden will.
Schon weil gerade aus der
Intimität heraus, so namentlich
aus Nachlässen bedeutender
Künstler und im Laufe viel-
jährigen persönlichen Zu-
sammenlebens und Zusam-
menstrebens zahlreiche inter-
essante Blätter an Lobmeyr
gelangt sind. Von der präch-
tigen Farbenskizze zu Makarts
niederländischem Fest bis zum
Aquarellbildchen, das Sigmund Ausstellung von Goldschmiedearbeiten in Troppau, Karafline von
L-Anemand hoch zu R055 im L. E., XIX. jahrhundert Anfang, Venedig (Kat. Nr. 263)
Kostüm der Kahlenberger
Künstlerfeste darstellt, zieht sich eine lange Kette von Privatissimis, die mitunter
sogar biographisches Interesse gewinnen. Wie bezeichnend zum Beispiel für die
riesige Arbeitskraft der Führich'schen Zeichenfeder, dass auf einer grossen, vieli-igurigen
Szene der Steinigung Stephani der eigenhändige Kielfedervermerk steht: „Angefangen,
erfunden und fertig gemacht den 2x. Januar 181g". In schlichtester Form der Ausdruck
seltener Leistungsfähigkeit einer zeichnerischen Vollnatur ersten Ranges. Einige, zum
Teil erstaunliche Ziffern mögen hier vor allem die Ausgiebigkeit der Sammlung als Quelle
für kunstgeschichtliche Information kennzeichnen. Man findet da in mehreren Kabinetten
vereinigt 97 Werke von Rudolfv. Alt, mehrere Räume mit 136 Pettenkofen, dann 25 Makart,
20 Canon, xo Kurzbauer, x7 Gauermann, 12 Schindler und so fort. Für die Kenntnis Rudolf
v. Alts ist die Sammlung gar nicht zu entbehren. Er geht in ihr mit einem zierlich, stark-
farbigen „Laxenburg" bis zum Iahre 1835, in undatierten Blättern wie einer sehr summa-
rischen Minoritenkirche vielleicht noch weiter zurück. Das früheste der ausgestellten
Interieurs (1839) dürfte der Prager Rathaussaal sein, noch in ziemlich allgemeinem,
braunem Ton zusammengehalten. Das einzige Ölbild ist ein Blick auf die Piazzetta,
vorzügliches Exemplar seiner Ölmalerei in den Vierzigerjahren. Wenig bekannt ist
die lange Reihe grosser Aquarelle von seiner Krimfahrt (1863). Diese Tatarendörfer
und kaiserlichen Sommerpaläste (Baktschi Sarai, Livadia, Yalta) sind wahre Sach-
lichkeitsübungen eines in allen Sätteln gerechten Meisters; auch treten schon da jene
vielgestückelten Blätter auf, die man endlose Veduten nennen möchte und für die das
endlose Papier erfunden sein könnte. Eine in aller Hast hinlavierte Ansicht von Odessa