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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 11)

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Originaltüren findet man aus Holz mit 
Metallbuckel und eine besonders schöne, 
eine Mediceer-Tür mit feinlinigem, hellem 
Intarsiawerk. 
Das ist wahrhaft fruchtbar, so das Alte 
neu lebendig zu machen und ihm in einer 
ihm angemessenen Welt einen wirksamen 
Lebenszusammenhang zu erwecken. 
An all diesen Requisiten hat Bode 
lange gesammelt. Unter den Möbeln hat er 
jene frühen Florentiner Hausmöbel bevor- 
zugt, über die er eine Monographie schrieb. 
Sie sind noch vom Fassadenprunk der 
Renaissance fern, haben tischlermässigen 
Charakter, sehr diskreten Schmuck, eine 
Intarsialeiste, einen geschnitzten Fries, und 
wirken durch ihren proportionsreinen Bau. 
Gerade diese Stücke in ihrer schlichten 
Schönheit eignen sich gut dazu, hier die 
grosse Kunst zu begleiten und ihre dienende 
Umgebung zu sein; unserem heutigen Ge- 
schmacke stehen sie dabei besonders nahe. 
Noch manche Musterstücke künstle- 
rischer Regie wären zu verzeichnen. Sehr 
gelungen, grosszügig und feierlich in der 
Stimmung berührt der Raum der Raphae- 
lischen Teppiche, die vordem in der Rotunde 
des alten Museums die Rundfiächen füllten. 
Als Museumsstil war das nicht schlecht. 
Aber hier fand man für sie einen besseren 
Stil, man gab ihnen eine Auferstehung, die 
ihrer ursprünglichen Bestimmungentsprach. 
In einem langgestreckten Saal zieht sich ein 
hohes Paneel mit Kirchengestühl (teilweise 
alt) und eingegliederten Türen. Darüber 
auf heller Bespannung hängen die edlen vogelswdie v0" Hamld Faun" 
Gewebe in ihren weichen schmelzenden 
gelben Tönen. Diese Darbietung entspricht der Disposition, die für diese Teppiche in der 
Sixtina getroffen war. 
Zur reichen Wirkung kommen durch zweckmässige Verwendung die vier schönen 
Fenster von Hans Baldung Grien. 
Farbentief, in glühendem roten, violetten und blauen Leuchten, das um die Gestalten 
ihrer Darstellung spielt, sitzen sie in der Wand. Sie sind wirklich als Fenster des Raumes 
verwertet, freilich ist die umrahmende Verglasung aus mattierten Scheiben etwas 
nüchtern ausgefallen, wohl aus der praktischen Zwangserwägung, den Zimmern nicht zu 
viel Licht zu entziehen. 
Ein Interieurzierrat ist das Tiepolo-Kabinett. Fresken des Künstlers wurden, 
ihrem wirklichen dekorativen Zweck gemäss, in einem zierlichen Rokokogemach auf 
weissen Wänden angebracht, von Stuckmedaillen in graziösen Voluten umzogen. 
Wie übrigens diese neue Museumskunst bereits anregend auf unsere reichen Sammler- 
kreise wirkt, kann man an einem der letzten Privatbauten sehen, dem von Messel gebauten 
Haus des Dr. Eduard Simon, in dem auch Tiepolo-Fresken die Wände schmücken und alte
	        
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