welche Sorgfalt, Ausdauer und
Geschmack verwendet werden.
Das große Verständnis und
die Verehrung für die Natur, die
in den Tempelanlagen ihren monu-
mentalen Ausdruck linden, nehmen
in den Park- und Gartenanlagen
der Japaner eine spielende Form
an. Wir begegnen da einem Be-
streben, die großen Erscheinungen
in verjüngter Form zu wiederholen,
das nicht nur Miniatur-Seen und
-Berge, -Wasserfälle und -Fels-
gruppen bildet, sondern auch den
PHanzenwuchs in reduzierte Di-
mensionen zwingt.
In dieses ursprünglich von
Malern, später von Buddhisten-
Priestern ausgebildete System
wurde auch eine komplizierte
Symbolik verweht, die in jedem
Teil der Anlage poetische und
mythologische Zwecke verfolgt;
schon im XIII. jahrhundert er-
schien von Gokyogoku eine solche
Theorie des Gartenbaues, die später vom Mönch Soseki und im XV. jahr-
hundert vom Priester Soami ausgebaut wurde, welch letzterer den Park des
Silberpavillons joshi masas angelegt hat. Dort gab es eine Landschaft:
„Gesetz der Gewässer", ein „Geräusch des Stromes", eine „Essenz der
Düfte", ein „Tor des Drachens" und eine „Brücke der Berggeister", ein
„Tal des Goldsandes" und einen „Hügel des Mondscheines" und so fort.
Auch verkleinerte Wiederholungen bekannter Landschaften kommen
vor; nicht selten wurden die „acht Ansichten des Omi-Sees" nachgebildet.
(Brinkley II.) All dies ist scheinbar ein I-Iineintragen fremder Elemente in
die Gartenkunst. Und doch ist das Verständnis für die Natur und für die
Stellung des Menschenwerkes in ihr in Japan so groß, die Beherrschung
ihrer Gesetze so entwickelt, daß das Resultat ein sehr reizvolles ist.
Die ungemein geschickte Ausnützung der beschränktesten Dimensionen
für eine anmutige und kapriziöse Verteilung aller Teile wirkt auch dann,
wenn man die in sie hineingelegte symbolische Bedeutung gar nicht kennt; wie
die Führung der Wege und Stege, der Wasseradern und Laubmassen, die
Disposition der Felsen und grünen Flächen und besonders aber der blühen-
den Sträucher und Bäume vorgenommen wird, das ist das Resultat einer hohen
und eigenartigen Kultur. Daß die Liebe zur Blumenpflege den Zusammenhang
Bucheinband von Charles Meunier