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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

worden; der Maler Karl Müller hatte damit einen 
großen Erfolg, alles war am ersten Tage verkauft. 
Das örtliche Element war hier durch Betonung der 
farbigen Note unserem jetzigen Auge angepaßt und 
übte einen unwiderstehlichen Reiz. Auch eine stili- 
stisch interessante Schwind-Medaille von Professor 
Metzner war da zu sehen. Die übrigen Räume waren 
sehr einfach in vier große Säle mit Durchblicken 
zusammengefaßt (von Leopold Bauer), so daß man 
die Verwandtschaft der hier vereinigten Künstler auf 
den ersten Blick merkte. Ein Kongreß von Zauberern 
des modernen Farbenspuks. Besnard, Lucien Simon, 
Gaston Latouche, Anglada, Roman Casas, der junge 
Brüsseler Constant Montald, Trübner, der Mün- 
chener Christian Landenberger. Nur der Pariser 
J. E. Blanche fiel heraus, der einen ganzen Seitensaal 
füllte und so den Wienern ausgiebig bekannt wurde. 
Die kleine „Berenice" (Maurice Barresschen Ange- 
denkens), die er so oft als Kind vor dem altmodischen 
Stehspiegel gemalt. ist nun erwachsen und singt den 
Cherubin in der „Hochzeit des Figaro" in feschem 
Knabenkostüm. Ein ähnliches Bild von ähnlichen 
Eigenschaften heißt „Pierrette". Man wird stark an 
Millais erinnert, wie in früheren Porträts Blanches 
an verwitterte, schlecht erhaltene Reynolds. Blanche 
ist ein Anglomane von Geschmack; in letzter Zeit 
hat er auch spanische Einflüsse aufgenommen. 
Seine Technik ist mit einer Art Plötzlichkeit unver- 
hältnismäßig gewachsen. Er ist jetzt unheimlich ge- 
schickt, nur fehlt ihm die starke persönliche Note. 
Er hat es übrigens nie nötig gehabt; als Sohn eines 
berühmten Pariser Arztes im befreundeten Künst- 
lerschwarm des väterlichen Salons aufgewachsen, 
war er der junge Mann, der nach Busch „gewöhnt 
sich leicht das Malen an". Um so erstaunlicher, daß 
er es so weit gebracht hat. Unter vorzüglichen 
Reiiexstudien, mit den gewissen Rubensschen An- 
klängen, sah man von Besnard auch das große Sitz- 
bildnis seiner Frau, im schwarzen Seidenkleid, elek- 
trischweiß von der Seite her beleuchtet. Ganz wie 
Bonnats Porträt seiner Mutter. Die Damen lassen 
sich für ihren Salon nicht gerne in sezessionistische 
Phänomene verwandeln. Von Simon ein Porträt 
Blanches, mit allerlei Gelbheiten und Gelblichkeiten 
zu einer köstlichen Symphonie in dieser Tonart 
durchkomponiert. Die „Theatre-Concerts" von 
Latouche und Anglada nebst noch anderen solchen 
Spektralanalysen zeigen die moderne Virtuosität der 
Farbenzerstäuber. Hermann Angladas großer 
„Hahnenmarkt" ist das Kapitalstück dieses jungen 
Meisters, der jetzt den immer pechiger werdenden Zuloaga durch sein flüssigeres Feuer zu 
verdunkeln beginnt. Der junge R. Casas ist neben ihm ein harmlos Säuberlicher ohne alle 
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Dekorative Raumfiillung von Dora Ottowa 
(Kunststickereischule Wien)
	        
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