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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 1)

 
PietÄ von Raphael Donner im Dome zu Gurk. Nach der Wilclburgerschen Gipsopie, aufgenommen von 
Professor Heinrich Keßler 
Gefühl für die Natur in allen Details. Ganz besonders dieses Naturgefühl, womit er seine 
sämtlichen Werke zu durchsetzen und zu verklären wußte, vereinigt sich hier mit den 
erwähnten Vorzügen zu einem Gesamtbilde von überwältigender, zur tiefsten Andacht 
stimmender Wirkung. 
Die trefflichste Charakterisierung dieser herrlichen Schöpfung findet sich in der von 
Dr. Albert Ilg verfaßten Denkschrift über Raphael Donnef"; Ilg sagt: „In der Bleigruppe 
zu Gurk hat das Motiv der Pieta, welches den Künstler zu so mannigfachen Erfindungen 
anregte, seine höchste Vollendung gefunden. Hier ist er von einer dramatischen Gewalt, 
wie in keinem zweiten seiner Werke; der Grundton des tiefsten Schmerzes durchdringt 
alle Gestalten in einer Einheitlichkeit, welche die Wirkung des Ganzen großartig abrundet 
und zu einem starken Akzente macht: der schwere Leichnam mit der herabgesunkenen 
Linken, die bitter weinenden Engelkinder sind sozusagen die Basis der Komposition, über 
welcher sich die in Ohnmacht sinkende Madonna mit dem sie stützenden Engel aufbaut; 
und dieser selbst endlich ist das Schönste in der Gruppe, vielleicht das Schönste aus dem 
ganzen Schaffen des Meisters. Der majestätische ruhige Blick, mit welchem das unsterb- 
liche Wesen das Leid der Menschheit und die Größe der I-lingebung des Gottessohnes 
ins herbe Menschenschicksal anschaut, ist von einer solchen erschütternden Größe, claß 
ich ihm kaum irgend etwas in der Kunst an die Seite zu setzen wüßte. 
Wer so zu bilden versteht, ist über das rein Künstlerische hinaus, noch ein wahr- 
haft großer Dichter! Es liegt eine elegische Stimmung in der erschütternden Komposition, 
welche Donner zwar überhaupt eigen ist, die niemals aber so poesievoll und stark zum 
' Georg Raphael Donner, Gedenkschrift zum zoo. Jahrestage der Geburt des großen österreichischen 
Bildhauers, 24. Mai 1593 - 24. Mai 1893. Herausgegeben von der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens. 
Wien, Verlag der Genossenschaft, x8g3. 
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