der Verlesung des Kassaberichtes durch die Kassierin Baronin Helene
Beck wurde auf Antrag des Revisors, des Herrn Leo Schmidt, dem
Ausschusse das Absolutorium erteilt und nach erfolgter Wiederwahl der
beiden Revisoren Herrn Leo Schmidt und Rechnungsrates Langer die Ver-
sammlung geschlossen.
Die Protektorin Erzherzogin MariaYThereSia hielt hierauf Cercle und
ließ sich die anwesenden Damen vorstellen.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie
ÜDOLF VÜN ALT. Der dreiundneunzigjährige Nestor der Wiener Malerei ist
nun auch dahingegangen. Rudolf von Alt ist in der Morgenfrühe des 12. April in
seiner Stadtwohnung (IX. Skodagasse n; Jahrzehnte hindurch 18) sanft verschieden.
Eine Bronchitis, in Folge von Influenza, hat ihn hinweggerafft. Den Tod seines Berliner
Mitpatriarchen Adolf Menzel hatte man ihm gar nicht mitgeteilt. Am x 5. April fand das
Leichenbegängnis statt unter großer Beteiligung von Künstlerschaß: und Bürgerschaft.
Er ruht in einem Ehrengrabe. Wir verzeichnen die Tatsache, damit sie auch an dieser
Stelle verzeichnet sei. Auf Epiloge und Nekrologe ist dieser große Wiener Künstler nicht
angewiesen. Auch war er in diesen Blättern wiederholt künstlerisch und persönlich
gewürdigt; wir erinnern bloß an die eingehende Monographie Dr. Julius Leischings zum
neunzigsten Geburtstag, 1902, die auch als Sonderausgabe erschienen ist. Rudolf von Alt
ist seinen Mitbürgern unsterblich, als der geborene Chronist der alten und neuen Kaiser-
stadt an der Donau, deren Phasen er fast hundert Jahre lang malend miterlebt hat. Aber
auch vom nichtlokalen Standpunkte ist ihm der immergrüne Kranz sicher, denn er
war als Landschafter so eigenartig und als Vedutenmaler größer als irgend einer zu seiner
Zeit. Dabei an Sinn und Hand so persönlich, daß jedes Zollbreit seiner Malerei sein
Gepräge hat. Und dabei doch wieder so anpassungsfähig, daß er zu jeder Zeit zeitgemäß
malte; in spitzer oder breiter, erzählender oder dekorativer, mehr zeichnerischer oder mehr
malerischer Manier. Selbst an der Farbe der Makart-Zeit hat er sich mitberauscht und
selbst an die technischen, optischen, nervösen Probleme der Neuzeit hat er die zitternde
Hand gelegt. Er war bekanntlich Ehrenobmann der Sezession, deren letzte Frühjahrsaus-
stellungen er noch regelmäßig beschickte. Auch die jetzige weist drei, nicht ganz vollendete
und darum noch nicht signierte Nova seiner Aquarellkunst auf: eine große Ansicht seiner
Malstube, mit dem alten Tirolerschrank im Hintergründe und dem breiten Fenster rechts,
das andere ein Motiv aus seinem Goiserer Garten, die großen Apfelbäume vor seiner
Veranda, auf denen seine Meisen nisteten, um dann traulich zu ihrem wohlbestellten
Futterbrettchen herabzuflattern, und das dritte ein Blick auf das grüne Tal, mit dem blauen
Ramsauergebirge im Hintergrund. Der Begriff Alt steht nun auf der Tagesordnung. Nach-
dem die Ausstellung der Miller zu Aichholzschen Bilder eine Anzahl seiner besten Früh-
arbeiten vor das Publikum gebracht hat, sind in den seitherigen Versteigerungen und
neuestens auch im Kunstsalon Artaria zahlreiche in Vergessenheit geratene Alt aufge-
taucht. Das Bild des Todten belebt sich nur immer mehr. Sein Nachlaß, von etwa
400 Nummern, wird in der Galerie Miethke zur Versteigerung gelangen.
ÜNSTLERHAÜS. Die XXXII. jahresausstellung der Künstlergenossenschaft
wurde vom Kaiser am u. März eröffnet. Sie weist den gewohnten Reichtum an in-
und ausländischer Kunst auf, der alle Räume des Hauses füllt. Die Anordnung ist hübsch
und zweckmäßig. Sehr reich ist das Porträt vertreten. Von Staulfer vortrefflich das Sitz-