bildnis des weiland Grafen Gisbert Wolf Metternich, der den Plan seiner Majoratsherr-
schaft einsieht; der Künstler hat seit zwei Jahren eine neue Meisterschaft erreicht. Laszlo
ist heuer weniger glücklich; er hat offenbar zu viel zu tun. Am besten sein mit kursiver
Eleganz hingezirkeltes Brustbildnis der jungen Komtesse Larisch, dann etwa noch sein
Graf Mensdox-E-Pouilly, von vornehmer Wirkung im Schwarz-Weiß der Abendtoilette.
etwas zu matsch im Ausdruck der Kopf des Baurates Streit. Einige Damenbilder von
Angeli gehören, für jetzige Augen, schon einem früheren Planeten an. Das elegante
Damenporträt in ganzer Figur hat in Adams, Schattenstein, Joanowits, Stauffer,
Rauchinger, Lebiedzki (Hofrätin Ferstel), Bukovac (Frau von Berks) und anderen gute
Kräfte. Von Herrenbildnissen ragen noch hervor: Professor l-Iochenegg im weißen
Operationskittel von Gsur, Pochwalskis Rektor der Krakauer Universität im Ornat, Uhls
Primarius Lehotzky im Frack und Baron Förster, Marie Müllers Stehiigur des Grafen
Dubsky, Egger-Lieni Brustbild des Bildhauers Costenoble. Von Wilda sei ein elegantes
Kinderporträt angereiht. An modernen Regungen fehlt es nicht, natürlich bei den ]üngeren,
doch ist die Mehrzahl konservativ genug. Ein derb hingesetztes Bild im Charaktergenre
ist Temples Porträt des alten Schönthaler, schneeweiß von Haar und Augenbrauen,
schwarzes Käppchen auf dem Kopf, ein Buschen Blumen auf dem Tisch. Waldmüllerscher
Nachklang. Auch in der großen und kleinen Porträtplastik ist es lebendig genug. Marrnor-
büsten von eindringlichem Realismus sind die der beiden Vizebürgermeister, Strobach
(von Zinsler) und Dr. Neumayer (von Leisek), eine Rathauskysche (Dr. Dümberger)
schließt sich an. Stephan Schwartz, der auch mit einigen Figürchen großen Erfolg hat,
bringt Serien treiflicher Porträtreliefs (Baronin Lemayer und andere), Pawlik und l-Iujer
streben ihm rüstig nach und Th. Charlemont reliefiert in Marmor gleich ein Ensemble von
sechs Personen, seine ganze Familie. Große Plastik sehr lobenswert, zunächst von Wollek
die jugendlich liebenswürdige Gruppe von „Tamino und Pamina" für den Mozart-Brunnen,
die für ihn ein großes Avancement bildet. Auch seine Stilisierungen in Büste und Porträt-
medaillon gehen nicht umsonst auf aparten Reiz aus. Dann Edmund von Hofmanns lebens-
großes Marmorkruziiix für Hietzing (Grabkapelle Baurat Reichardt), samt der Rückplatte
ein massives Stück von 7ooo Kilogramm. Voll schönen Ernstes in Ausdruck und
Anatomie. Aus dem plastischen Nachwuchs taucht diesmal der Hellmer-Schüler
Cummaur hervor, dessen große Gipsiiguren Phantasie und Fleisch haben.
DasWienerGenre belebt sich durch dasWachstum derjüngerenKräfte. Schattensteins
große Szene: „Habemus paparn!" aus der Peterskirche ist voll Volksstudium, aber auch sehr
wahr in der dumpfigen, schwülen Atmosphärik einer übervollen Kirche. Egger-Lienz'
„Heilige Nacht", tief und stark gegriffen, dann Tomed „Sanctus", ein brillant in Technik
gesetztes Kircheninneres, treten in den Vordergrund. Mencina-Krzesz wird in einer Kreuzes-
vision des Christkindes nicht recht malerisch. Kinzel nennt eine Schneiderwerkstatt im auf-
gelassenen Kremser Dominikanerkloster „Bange Stunden"; er ist in dieser Arbeit sehr
gewachsen. Desgleichen Larwin in einer triefnassen Kärntnerstraße bei brillanter Abend-
beleuchtung. Isidor Kaufmann, Merode, Zewy, Koch, I-Ießl stellen sich gut mit uns; von
den Landschaftern Schaeffer, Geller, Slavicek, A. Kaufmann, Brunner, Darnaut, Zetsche,
der gewandte Zeichner j. Sturm, auch Zoif, Kruis, Quittner, der in Paris in aller Eile viel
profitiert hat. Auch die architektonischen Zeichnungen des Barons Krauß wecken Interesse.
Recht ansehnlich tritt das Ausland auf. Eine Reihe großer und kleinerer Szenen von
Sascha Schneider, in seiner eigentümlich theoretischen und „statistischen" Weise (wegen
der statistenartig verwendeten Figuren) allegorisierend, erregen viel Aufmerksamkeit. Er
mischt sich so eigentümlich aus modernistisch und archaistisch, daß er fast neu aussieht.
Eigentlich sind seine Figuren meist langbärtige Assyrer. Gewisse Szenen, wie die vor-
jährige Schlacht-Predella mit nackten Kämpfern, blauen Stahlwaffen und blutroten Wunden
erinnern an die Wandbilder in den etruskischen Sälen des Vatikans. Jetzt wieder ist seine
große „Nibelungenschlachw ganz heraldisch steif in ihren wappengeschmückten Harnisch-
üguren, die mit zeremonieller Leidenschaftlosigkeit aufeinander loshauen. Aber er ist alles