MAK

Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 3)

Künstlers eigenes Kind), die beim Publikum 
den meisten Beifall findet, ist noch nicht 
ganz frei von früherer Formenplastik; 
daher wohl die Beliebtheit. Dagegen 
ist die „femme a la voilette" schon ganz. 
was ihm vorschwebt. Eine „impression du 
boulevard", etwas Vorübergehendes, worauf 
ein gewisses Licht fällt, für einen Augen- 
blick, im nächsten Moment wird es schon 
ganz anders aussehen. Diesen Augenblick 
zwischen Sein und Nichtmehrsein der Er- 
scheinung sucht Rosso zu treffen; anzu- 
deuten, daß man einen Begriff davon be- 
kommt; den Eindruck eines Begriffes davon 
oder doch die Illusion dieses Eindrucks. 
Und das gelingt ihm unleugbar. Das Werk 
hat Eigenschaften, die man bisher bloß 
zu malen versuchte, seit wenigen Jahren. 
Es ist ganz und gar in seine eigene Atmo- 
sphäre eingehüllt. Man verrücke den Be- 
leuchtungskörper darüber und das Werk 
ist vernichtet, weil die Schatten sich ver- 
stauchen und die Lichter sich „auskegeln". 
In diesem Sinne ist es eine Art Photo- 
skulptur. Das Werk ist in Wachs gebosselt, 
mit Untergrund von Gips. Rosso liebt es, in 
Wachs zu schaffen, mit durchsichtigen, 
durchscheinenden, schimmerig-Bimmerigen 
Elementen zu schalten. Selbst seine Bronzen 
sind ja so wachsmäßig behandelt. Er arbeitet 
Mumm, RQSSQ, Kind in d... 5mm, im Helldunkel, wie ein Meister des Chiaros- 
(Kou- M511", Pmis, F""'W'"E'M"""m i" curo, und läßt daraus Dinge hervortreten, 
Hast" 1' w) andere darin versinken. Er macht ein 
„Interieur d'omnibus" mit deutlichen und undeutlichen Insassen; eine „Kon- 
versation im Grase" im Freilicht, mit einer Figur, die sich nähert. Solches 
Nähern oder Vorübergehen ist in der Luftperspektive dieser Figuren; man 
hat den Eindruck, daß man sie im nächsten Augenblick deutlicher sehen 
wird, beziehungsweise gar nicht mehr. Es gehört dazu auch ein eigens so 
eingestelltes Wahrnehmungsorgan. Nicht jeder kann zwei oder mehr Gegen- 
stände gleichzeitig sehen; und sie in einem Eindruck beisammen behalten! 
Dazu gehört schon eine eigene Trainierung im „unscharfen" Sehen; der 
gewöhnliche Augenpraktiker weiß gar nicht, daß ein großer Teil seiner 
Wahrnehmung durch „indirektes Sehenß erfolgt und unscharf ist. Das ist 
der physikalische Grund dessen, was er Tonalität nennt. Die Körper nur
	        
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