Porzellanmanufakturen vorkommenden Türkenbecherimporteure in Regens-
burg, die entweder schon fertige bemalte Waren aus den Fabriken Thüringens
bezogen oder aber die weiß gelieferten in ihren Werkstätten bemalen ließen.
KLEINE NACHRICHTEN 54b
BERLINER DEKORATIVE CHRQNIK. Eine große Interieurausstellung von
vielseitigster Kultur hat die Möbelfabrik A. S. Ball in der Potsdamerstraße ver-
anstaltet. Deutsche, österreichische, englische und schwedische Künstler zeigen sich hier
mit charakteristischen Lösungen interessanter Raumaufgaben.
Was der Ausstellung ihren größten Reiz gibt, mindert freilich auch ihre praktische
Bedeutung. Die meisten dieser lnnenarchitekturen sind für das Eigenhaus angelegt und für
die Mietwohnung nur schwer oder sinnwidrig anpaßbar.
Die Art, wie Schränke aus dem Wandpaneel entwickelt werden, wie die Türen
organischen Zusammenhang mit den flankierenden Regalen haben, wie die Beleuchtung
verteilt ist, das ist durchaus Hausprinzip. Auch die Anlage der Fenster entspricht dem.
Sie sind als schmuckhafte Wandfüllungen ausgebildet, fein und abwechselnd durch weißes
Sprossenwerk gegliedert. Sie sind in breite Holzrahmen gefaßt und bedürfen keiner
Tapezierbemäntelung, die sonst die kahlen Tapetenränder bedecken muß.
Solch dekorative Bundesgenossenschaft hat man leider in den Miethäusern noch
nicht. Darum erscheint es beinahe wichtiger, daß die Architekten zur Kultur guter Fenster,
Decken, Wände und Türen erzogen werden, als daß dem Publikum ein Interieursinn
erweckt wird, der durch den Kauf einzelnerMöbelstiicke oder auch einer Zimmerausstattung
doch nicht befriedigt werden kann.
Hier in dieser sehr geschickt gemachten Ausstellung präsentieren sich die Ein-
richtungen freilich als vollendete Ensembles in ausgeglichener Raumharmonie. Mancherlei
Temperamente der Innenkunst lassen sich hier beobachten.
Von dem leitenden Regisseur dieses Ausstellungsstückes, dem Professor Alfred
Grenander (Berlin), sieht man vier Zimmer. Zwei von ihnen zeigen deutlich den Einfluß,
der für den modernen Komfortstil jetzt vorherrschend ist, den Einfluß der Wiener und
der schottischen Schule. Ganz in der Mackintosh-Art ist der Vorsaal gehalten mit seinen
weißen Paneelen, aus denen eine Schachbrettmusterung ausgeschnitten und rnit matt-
silbemen Quadraten ausgefüllt ist, mit seinen durch den Raum verteilten schwebenden
Glühlichtern, seinen herb geführten Mobiliarlinien, den Silberschlössern an den Schreinen,
die wie fremde hieratische Schmuckstücke wirken.
Nach dem esoterischen Ästhetizismus kommt der wärmere Komfort des Musik-
zimmers. Seine beste Wirkung ist freilich eine Raurnwirkung, keine Möbelwirkung. Sie
liegt in der ausgebauten, niedriger als das Zimmer bedachten Kaminkoje, die mit sehr
originellen, in ihrer Koloristik großzügig behandelten Kacheln ausgefüttert ist. Sie sind
wellig in der Oberfläche, haben tiefen metallischen Ton und scheinen darauf berechnet,
die Reflexe des Kaminfeuers aufzufangen und um die Sitzenden eine purpurne Dämmerung
zu spinnen.
Ein bequemer Sofabau füllt die Hauptwand, er wird von eigenartigen Holzarchi-
tekturen links und rechts flankiert, die den Mantel für die Zentralheizanlagen bilden. Die
Wandungen sind reizvoll unregelmäßig durch runde Ausschnitte gegliedert, diese
Wärmevermittler werden so gleichzeitig ornarnentale Faktoren und der Charakter dieser
Ausschnitte, der an Schallöcher erinnert, paßt gut zu einem Musikzimmer.
In manchen Einzelheiten wirkt das letzte Grenander-Zimmer, ein Herrenzimmer,
etwas unruhig. Der Intarsienschmuck auf den Tischen ist in der Zeichnung recht ver-
schnörkelt, die Standuhr hat etwas Überladenes, Unausgeglichenes und Zackiges in der
26