Nr. 6
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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'ten zu stecken, die er verwalten mußte. Warum er sie aller
dings niemals herausgeholt hat, wird ewig unerfindlich bleiben,
Jetzt sind diese Briefe, die nicht nur einen Kuriositätswert be
sitzen, der Hamdschriftensammlung der Bibliothek einverleibi
worden,
(Bücherausfuhr in Doppelzentnern berechnet.) Die Aus
fuhr von Büchern aus Deutschland betrug im Jahr 1934
55.857 Dopipelzentner im Wert von 25,113.000 RM. Davon gin
gen in die deutschsprachigen Gebiete (Gestern eic h), Tsche
choslowakei, Danzig, Schweiz und Saar) 61.9 v. H., nach Hol
land, Skandinavien und Finnland 11.2 v. H., in die angelsäch
sischen Gebiete (Brit. Reich und Verein, Staaten) 8.2 v. H.,
in die romanischen Länder (Frankreich, Belgien, Italien, Spa
nien und Lateinamerika) 8.4 v. H., nach Osteuropa (Balkan,
Baltikum, Rußland) 7.5 v, H., nach Oistasien (China und Japan)
1.2 v. H. und in die übrigen Länder 1.6 v, H. Dais Ergebnis
für 1934 liegt niedriger als da® für das Jahr 1933, in dem die
Ausfuhr 64.266 Doppelzentner im Wert von rund 30 Millionen
RM betrug. Bemerkenswert ist, daß die Ausfuhr nach Polen,
Rumänien und Japan im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz
zugenommen hat. Au® dem Ausland wurden nach Deutschland
an Büchern eingeführt 15.764 Doppelzentner im Wert von
6.8 Millionen RM.
BILDER
(45 unbekannte Zeichnungen von Menzel.) 30 Jahre nach
Adolf von Menzels Tode bringt die Galerie Westfeld
in Wuppertal-Elberfeld eine Sammlung von 45 bisher unbe
kannt gebliebenen Handzeichnungen des Meisters wieder an
den Tag. Die Blätter tragen den Nachlaßstempel und stam
men aus dem Besitz von Verwandten de® Künstlers. Die mei
sten sind Skizzen und zeichnerische Notizen, von schöner
Frische und dem Reiz der unmittelbaren Niederschrift belebt.
(Millets Enkel als Bilderfälscher.) Aus Fontaine
bleau wird uns berichtet: Das Strafgericht hat nun das Ur
teil in dem Betrugsprozeß gefällt, der seit mehr als drei Jah
ren gegen den Enkel des bekannten französischen Malers
M i 11 e t und einen seiner Freunde namens C a c o t anhängig
ist. Den Angeklagten war (wie von der »Internationalen Samm
lerzeitung« in Nr. 3 gemeldet wurde) zur Last gelegt worden,
daß sie mit großer Geschicklichkeit angefertigte Kopien von
Millet-Gemälden mehreren Pariser Kunsthändlern als echt an-
geboten und verkauft haben. Die beiden Angeklagten wurden
zu je sechs Monaten Gefängnis sowie zur Zahlung
einer .Schadenersatzsumme von 120.000 Francs
verurteilt.
NUMISMATIK
(100 Jahre Wiener Hauptmünzamt.) Dieser Tage sind es
hundert Jahre, daß unter der Regierung Kaiser Ferdi
nands I. mit dem schon von Kaiser Franz I. angeordne
ten Neubau des Hauptmünzamtes in Wien begonnen wurde.
Aus diesem Anlaß hat das Münzamt eine Erinnerungsmedaille
berausgegeben, die auf der Vorderseite die Bildnisse der Kaiser
Franz und Ferdinand sowie eine Ansicht des Münz-
aml.sgebäudes zeigt. Auf der Rückseite ist das neue öster
reichische Bundeswappen sowie eine Gedenkinschrift ange
bracht.
(Lueger-Doppelschillinge.) Der österreichische Ministerrat
hat beschlossen, zur Erinnerung an den vor 25 Jahren ver
storbenen Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger Doppel
schillinge mit dessen Poträt auszugeben.
(Münzen der Kreuzfahrerstätten,) Eine bequeme Ueber-
sicht über die Münzen der Kreuzfabrerstätten hat unter diesem
Titel Prof. G. Wegemann herausgegeben (12 S., Verlag der
Münzenhandlung A. Richmann & Co, in Halle); das Heft, dem
leider eine Uebersichtstafel der wichtigsten Gepräge oder
Typen fehlt, kann und will natürlich das grundlegende Werk
von Schlumberger (INumismatique de 1‘Orient latin) nicht er
setzen,
(Die neue Saar-Plakette.) Anläßlich der Rückgliederung
des Saar,gebiete®! in das Deutsche Reich hat die Staatliche
Porzellanmanufaktur in Berlin nach einem Modell von Pro
fessor Ludwig G i e ,s eine Saar-Plakette geschaffen.
Hinter der Saarlandschaft, in der über Wäldern und Wein
bergen die Sonne aufgeht, in der mächtige Industrieanlagen
vom Fleiß deutscher Menschen künden, erhebt sich wie eine
Vision in riesenhafter Größe die Gestalt des deutschen Aars,
Symbol der Kraft und der Einheit Deutschlands. Die Plakette
wurde in der Größe von 1,2:12 cm in weißem und in celadon-
grünem Porzellan hergestellt und kostet im Geschenkkarton
RM 3.25.
PHILATELIE
(Dollfuß-Marken.) Die Dollfuß-Marken, die die
österreichische Postverwallung zur Erinnerung an den ver
ewigten Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß ausgegeben
hat, waren bald vergriffen. Dollfuß-Marken sind so gesucht,
daß man bereits für gebrauchte Stücke 5—TO Groschen
zahlt. Ungebrauchte notieren .26—30 Groschen,
(Eine Muttertagsmarke.) Anläßlich des Muttertages, der
diesmal auf den 5. Mai fällt, gibt die österreichische Postver-
.waltung eine Muttertagsmarke heraus. Es wird eine
Marke mit der Wertbezeichnung 24 g und einem Zuschlag von
2 g sein, der wohltätigen Zwecken gewidmet ist. Die Mutter-
.tagsmarke wird nicht nur die erste in Oesterreich, sondern
auf dem Kontinent überhaupt sein. Nur die Vereinigten .Staaten
von Amerika, das Stammland des Muttertages, haben bisher
eine Muttertagsmarke ausgegeben.
(Ostropa 1935.) Während der vom 23. Juni bis 3, Juli in
Königsberg stattfindenden „Ostropa 1935 beabsich
tigt die deutsche Reichspost einen Sonder-Viererblock her aus
zugeben. In Frage stehen die Werte von 3, 6, 12 und 25 Pfg.
Zur Bebilderung sind Ansichten aus Ostpreußen vorgesehen.
(Die Postwertzeichen d^s Saargebiets) wurden am 28.
Februar außer Kurs gesetzt. Ab 1. März verkaufen die
Postanstalten nur noch die Postwertzeichen des Deutschen
Reiches, vorerst hei den Werten zu 3, 6, 12 und 25 Pfg, an
Stelle der Hindenburgmarken die Gedenkmarken an den Ab
stimmungssieg. Es wird also keine Mischfrankierungen gehen.
Seit 1. März verwendet das Postamt Saarbrücken 2
einen Maschinen,Stempel mit der Inschrift .„Deutsch ist die
.Saar“ und den Noten der Anfangstakte des Saarliedes.
Die fremden Truppen im Saargebiet haben
auch Feldpostämter besessen. Es liegen von der italieni-
s c h e n Besatzungstruppe Poststücke vor, die mit italienischen
Freimarken frankiert sind und mit Poststempel im Muster der
gewöhnlichen italienischen Poststempel, aber mit der Inschrift:
ÖOMANDO TRfßPfPIE IT AUA NE NEIJLA iSAAR entwertet
wurden. Auch die schwedischen Truppen hatten ihre
eigenen Marken und eigenen Einkreisstempel mit Inschrift:
SVENSKA BAT AL JONEN iS AAR.
(Nachspiel zu den Island-Jubiläumsmarken. In Wien ist
der Rechtsanwalt Dr, Heinrich Reiter unter dem Verdachte,
'Klientengelder in der Höhe von 40.000 S unterschlagen zu
haben, verhaftet worden. Die Unterschleife werden — und
darum beschäftigen wir uns mit der Sache — darauf zurück
geführt, „daß Dr, Reiter bei einem Island-Jubiläumsmarkenge-
fechäft sehr schlecht abgeschnitten hat. Mit diesem Geschäft
hatte es folgende Bewandtnis: Dr, Reiter war Präsident der
Gesellschaft der Islandfreunde in Wien, und hat, als das is
ländische Thing seinen tausendjährigen Bestand beging, hei der
Gesellschaft durchgesetzt, daß diese Island 2 5.0 00 Serien
Marken, die in Wien angefertigt wurden, zum Geschenk
machte. Darüber wurde, als die isländische Regierung ihre Zu
stimmung gab, auch ein Vertrag aufgesetzt, der aber in der
Folge bezüglich der Anzahl der Serien in der Weise gefälscht
wurde, daß es im Vertrag statt 25.000 1,025.000 hieß. Die
25,000 Serien wurden Island übergehen, die restliche Million
Markenserien behielt das Konsortium, das Dr. Reiter gebildet
hatte, für sich, und hoffte, sie in philatelistischen Kreisen ver
kaufen zu können. Diese Machenschaften wurden entdeckt, und
die Bestände an Briefmarken erfaßt. In der Folge ergab sich,
daß aber nicht alle vorenthaltenen Serien beschlagnahmt wor
den waren. Als wieder Serien dieser Herkunft auftaucKten, ent
schloß man sich, die Strafanzeige zu erstatten. Die Herstellung
der Marken hat große Geldbeträge erfordert, und da das ge
plante Geschäft nicht zustande kommen konnte, geriet Doktor
Reiter in mißliche finanzielle Verhältnisse.
VERSCHIEDENES
(,.Die Jüngeren Brueghels und ihr Kreis“.) In den Fest-
sälen des Palais PalLvicini in Wien wird am 16. März durch
Hofrat B t i x, den Direktor des Kunsthistorischen Museums,
eine Ausstellung ..Die jüngeren Brueghels und ihr
Kreis“ eröffnet. Veranstalter sind der bekannte Amsterdamer
Kunsthändler Pieter de Bo er und' die Wiener „Galerie
ISanct Lucas“. Die Ausstellung enthält reiches (über 200
Nummern) und vorwiegend schönes Material, Arbeiten der
Brüder Pieter Brueghel d. J. und Jan Brueghel d. Ae.
und ihrer Zeitgenossen, wie vor allem des bedeutenden Land
schafters Joos de Mompe r und ausgezeichnete Blumen
stücke von Ambrosius Boschaert d, Ae. Als Leihgaben
figurieren einige minder bekannte Bilder aus dem Kunsthisto-
rischen Museum in der Ausstellung, mehrere Stücke aus derKein Volltext zu diesem Bild verfügbar.
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