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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

diesen Erscheinungen eine gründ- 
liche Betrachtung, indem er das 
städtischeWohnhaus als freistehen- 
des, als Reihenhaus und auch in 
seiner neuesten Form als Etagen- 
haus (Hat) vorführt und schließlich 
dem kleinenVorstadthaus seine Auf- 
merksamkeit zuwendet. 
Dabei können wir die Gleich- 
mäßigkeit und fest eingewurzelte 
Form der Wohnsitten beobachten 
und den immer noch sehr geringen 
Einiiuß der neuesten Feinde dieser 
Sitten abschätzen. Auch hier hat 
der kontinentale Großstädter über- 
raschende Gegensätze zu konstatie- 
ren. Insbesondere in den Dimen- 
sionierungen drückt sich die Zähig- 
keit aus, die das Festhalten am Fa- 
milienhaus zur Regel macht. Wenn 
selbst Frontbreiten unter 5 Metern 
noch ausreichend erscheinen und 
Zimmergrößen von 3 zu 4 Metern 
bei inneren Raumhöhen von z V, Me- 
tern geschätzt werden, sobald sie 
nur das Wohnen im eigenen Haus 
ermöglichen, so muß man daneben 
nur unsere Großstadtverhältnisse in Betracht ziehen, um den immensen 
Abstand der Anschauungen zu konstatieren. Da genügt bei uns der verlogene 
Prunk öder Zinshausfassaden und verwahrloster Stiegenhäuser, um selbst 
über dieWertlosigkeit und I-Iäßlichkeit der hohen Zimmer hinwegzutäuschen, 
deren kahle Wände durch Flügeltüren und schmale hohe Fensterüächen 
zerschnitten sind. Da wird die Gemeinsamkeit finsterer Korridore und 
privatester Wohnungsbestandteile in zahllosen Fällen ohne Widerstand hin- 
genommen, wenn nur der äußere Anschein eines „besseren Hauses" 
gewahrt bleibt. 
Esist sehr merkwürdig, zu sehen, wie jenes Volk, dessen führende Kreise 
so sehr auf die Vervollkommnung der äußeren Form in allen jenen Dingen 
eingewirkt haben, die der Geltung und dem Ansehen der Persönlichkeit zu 
gute kommen - im Hausbau die äußerste Gleichgültigkeit gegen die „Straße" 
bewußt zur Schau tragen. Das Stadthaus zeigt ihr lieber die nüchternste 
Schauseite, bevor es die materiellen Mittel dem inneren Behagen entzieht. 
Das Landhaus zieht sich vollends hinter Mauern und Gebüsch von ihr 
zurück. Und wir nennen da die Aneinanderreihung einer Musterkarte von 
 
Barnard Castle, Balgroves Haus (Steinmauerwerk)
	        
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