Sammlung v. Pannwitz, Liebespaar und Tänzerliguren (Meißen)
stammen aus Meißens ältester Periode. Obwohl die Häher die Hauptrolle
spielen, hat der Künstler ihnen das charakteristisch Unruhige erst dadurch
verliehen, daß er jedem eine Zutat aus dem Tierreiche gab: dem einen ein
Eichkätzchen, dem andern ein Nest mit kleinen geflügelten Bewohnern. Der
Beschauer erlebt dadurch sozusagen eine Szene aus dem Dasein der Wald-
bewohner mit. Dergleichen ist oft versucht worden, in minder klassischen
Epochen wohl öfter; aber die künstlerische Ruhe, das statuarische Element
trotz aller Beweglichkeit und trotz der Flüchtigkeit des dargestellten Mo-
mentes festzuhalten, das vermochte nur Meister Kändler. Die schönen
Stücke stammen aus dem Besitze der Marquise d'Edla in Lissabon.
Aus der Kollektion Bardini in Florenz, beziehungsweise früher dem
Besitz des römischen Fürsten Rospigliosi stammen ferner die zwei köstlichen
Hähne. Ihr Alter ist noch höher zu veranschlagen; der unverkennbare Nach-
klang chinesischer Vorbilder besonders in der Zeichnung der Federn und
der Gestaltung des Kopfes deuten auf Herolds Zeit; dies bestätigt auch die
seltene Marke [Merkurstab). Von dem Hauptreiz dieser zwei Figuren, den
Farben, läßt sich freilich durch keinerlei wenn auch polychrome Repro-
duktion ein Begriff geben; Besucher der Berliner Ausstellung werden sich
der geradezu prunkenden koloristischen Harmonien erinnern, die dem leb-
haften Farbenspiele der Natur nichts nachgeben.
Ganz außerordentlich bedeutungsvoll sind ferner zwei Rossebändiger,
ebenfalls Pendants, die wieder durch Montierung auf ganz hervorragend
schöner Bronze französischer Arbeit erhöhten Wert erhalten. Ja es darf