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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

Öffentlichkeit gelangt. Die zahlreichen kolo- 
rierten Porträts aus dem Weimarer Klassiker- 
kreis, in der eigenartigen Uniformierung ihrer 
Ausstattung, mit ihren schriftlichen Ein- 
begleitungen, deren massive, tiefschwarze 
Züge fast zu einem ornamentalen Zug des 
Gesamtbildeswerden, stechen weithin kennt- 
lich aus dem Ensemble hervor. Ein schönes 
Goethe-Bildnis in Öl aus dieser Sammlung, 
vom Frankfurter Maler Bager, identifiziert 
sich durch Konfrontierung rnit dem großen 
Goethe-Kupfer in Lavaters „Physiognomilw 
und führte sogar zu einem Porträtrelief, das 
der um die Ausstellung verdiente Herr Payer 
v. Thurn durch den jungen Bildhauer Hugo 
Zellner modellieren ließ. 
Von malerischem Reiz ist das Fendi- 
Zimmer, mit den dreißigFendischenAquarell- 
Szenen zu Schillers Gedichten aus dem Besitz 
des Erzherzogs Ferdinand Karl (Schloß 
Rottenstein bei Meran). Diese vormärzlich 
reizvollen Darstellungen, die man auf der 
Jubiläumsausstellung desjahres x 898 gesehen 
hat, bewähren sich auch hier. Köstlich sind 
namentlich die populären Elemente darin, 
die alten Weinbeißer und jungen Mütter Gehäkmes Mm" 
und gesitteten Liebespärchen und die zum Emwmf von Franziska Hufmanninger 
AnbeißenhübschenKinderchen.Aberauchdie 
hohen Fräuleins, wie die düster toilettierte Angebetete des Toggenburgers oder die in 
Ohnmacht fallende Prinzessin des „Tauchers", in denen man sofort die vornehme Wienerin 
der biederen Zeit erkennt. Akademischer fallen die antiken Szenen aus, mit ihren schniegel- 
sauberen Akten und raffaelisch bauschenden Faltenwürfen. Im ganzen unverfälschte Zeit- 
kunst, für die wir glücklicherweise das Auge wiedergewonnen haben. Ein anderes Haupt- 
zirnmer, eigentlich ein Museum für sich, enthält die Wallenstein-Sammlung des Hofrats 
Hallwich, der auf diesem Gebiete anerkannte Kapazität ist und Jahrzehnte an die Wieder- 
aufbauung der Wallensteinschen Welt gewendet hat. Seine Bestände an ikonographischem, 
bibliographischem, archivalischem und rein kuriosem Material schließen sich zu einem 
Panorama jener tragisch-epischen Zeit zusammen. Auf Grund der bestverbürgten Angaben 
ließ Hofrat Hallwich sogar eine kolossale Bronzebüste Wallensteins (von Bildhauer 
Brenek) anfertigen, ein Kombinationsporträt, das seine Wirkung nicht verfehlt. jedenfalls 
ist es wallensteinischer als das Van Dyksche Bildnis der Liechtenstein-Galerie, von dem in 
Weimar eine Kopie existiert. Auch Schiller glaubte darin den authentischen Friedländer 
zu sehen und schrieb in einem Briefe an Cotta (März 1805): „Dergleichen wahre Porträts 
sind gewißjedermann willkommen." Es ist auch im Stich seinem großen Oktav-Wallenstein 
vorgesetzt. Alle diese Objekte sind hier ausgestellt. Desgleichen alle Quellen zum Wallen- 
stein. Voran als Hauptquelle die beiden Ausgaben jenes „Ausführlichen und gründtlichen 
Berichts", den Schiller bloß aus dem Abdruck in Christian Gottlieb v. Murrs zu Nürnberg 
erschienenen „Beyträgen zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges" kannte. Unter den 
vielen Briefen aus der Zeit finden sich Seltenheiten, wie ein eigenhändiges Schreiben an 
den Kaiser und ein chiffrierter Brief, der durch Hofrat Hallwich entziffert wurde. Bis auf 
die Gustel von Blasewitz herab reichen die Autographen. Eine Quittung von ihrer Hand 
wurde gerade zupass für die Ausstellung aus Leipzig um 25 Mark erworben. Sie ist datiert 

	        
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