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Eleganzen der Zeit gewachsen; frou-
frou hieß das damals noch nicht. Eine
Dame mit Spitzen-Fichu, Puffärmeln
und gelbem Shawl (Frau v. Arthaber)
ist besonders froufroutant. Desglei-
chen ein blondes Knäblein in weißer
Tracht, das ganz prinzlich in einem
roten Lehnstuhl thront. Besseres
machte man in der damaligen Minia-
tur eleganter Observanz überhaupt
nicht.
In der kräftigeren Tonart malte
Kriehuber - wenn er nicht hölisch
delikat war, wie in einem Bilde des
Erzherzogs Anton (Eisler) - solche
Vollblutköpfchen, wie den „General
und Artilleriedirektor", Conte Louis
Mazzuchelli, den Baron Uechtritz
und den Baron Mies (Sturany). Und
der verhältnismäßig frühe Petten-
kofen warf in brillanter Atelierlaune
ein Stegreifbild des Malers Borsos
hin (Dr. Heymann), kolorierte Feder-
zeichnung, ganze Figur mit Palette
und Malstock, wie ein Ritter von der
grünen Insel. So war man damals
gelaunt.
Eine Hauptfigur der Ausstellung
ist Amerling. Man sieht von ihm
Blusmwvißßlißkßrßi mancherlei Privatissima, studien-
Entwurf von Franziska Hofmanninger artig, mehr auf Ton hin gemalt So
seine erste Frau, im Nachthäubchen
auf weißen Kissen liegend, in deren eines die Signatur eingekratzt ist: „ToniAmerling, Rom
2. April 1843". Und sein Sohn, gleichfalls zu Bette, von transparenter Blässe und einfacher
Größe der Form (beide Gräfin Hoyos-Amerling). Ein Kapitalstück seiner in bunten Reflexen
und Helldunkelei schwelgenden Kunst ist das Porträt seiner Braut im tiefen Strohhut
(Gräfin Hoyos). Sehr gut sein Bruder, im Knabenalter, wie ein geglätteter Lawrence anzu-
sehen (Miethke). Gründlich durchgearbeitet, ohne ganz den koloristischen Reiz zu erreichen,
sein Selbstbildnis bei Dr. Heymann.
Zwei seiner größten Leinwanden kommen noch hinzu. Das eine ein umfassendes
Arthabersches Familienbild: der Gründer der berühmten Kunstsammlung, im gestreiften
Schlafrock am Teetisch sitzend, seine Tochter auf den Knien, zwei blonde Jungen zu Füßen,
die ein gerahmtes Gemälde betrachten. Der Junge im blau-weiß gestreiften Anzug wurde,
ebenso gekleidet, auch von Waldmüller gemalt; man sah dieses Bild in der Waldmüller-
Ausstellung bei Miethke. Die ganze Szene ist voll malerisch-zeichnerischer Solidität und
bürgerlicher Lebensbildlichkeit. Nur an Waldmüller darf man dabei nicht denken. Das
andere große Bild zeigt das Ehepaar Ignaz Rudolf und ]ohanna Bischoff in ihrem lnterieur;
der Gatte, in ordengeschmücktem, braunem Frack steht und diktiert mit ausgestreckter
Hand seiner Frau, die am teppichbedeckten Tische schreibt. Die Frau ist die bessere Hälfte
des Bildes (Frau Hofrat v. Lang-Littrow).
Sehr anziehend sind auch die Porträtaquarelle aus dem Nachlaß Rudolf Alts. Diese
behaglichen Bürgersfrauen des Vorrnärz (die Frau Pausinger, die Zuckerbäckerin Flach