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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 5 und 6)

Aus einer feinen Vor- 
stellung heraus erwuchs 
Exters Richard Strauß. 
Leider aber mißlang der 
Ausdruck. Exter wollte 
wohl den Meisterrnusiker 
in einer gewissenVielfältig- 
keit seines Wesens fest- 
halten. Er dachte viel- 
leicht daran, daß dieser 
VerwegeneundRafFinierte, 
der immer die stei1enWege 
des Unerhörten in seiner 
Kunst sucht, in seiner 
äußeren Menschlichkeit 
eine Liebe zum Primitiven, 
Rustikalen hat, einen Zug 
von bayerischem Bauern- 
tum, den er gern und froh in seinen Sommerzeiten auf dem Hof von Marquardstein betätigt. 
So stellte Exter Richard Strauß in ländlicher Tracht in Bergeinsamkeit, von Bäumen 
überrauscht, dar. Aber es gelang ihm nicht die Einheit von Mensch und Natur zu treffen; 
noch weniger aber, aus dem derben Schlichten der äußeren Erscheinung die klingende 
innere Wunderwelt hindurch tönen und leuchten zu lassen. Die Landschaft bleibt Kulisse 
und der kniehosige Mann wirkt ziemlich ungeschickt hineingestellt, wie ein schlechter 
Schauspieler, der sich auf seinem Platz sehr unbehaglich vorkommt. 
Überraschend bürgerlich erscheint diesmal der Münchner Freiherr von Habermann. 
Man ist von ihm die Variation der „Beautes de diable" gewöhnt, perverse Häßlichkeiten 
steil gereckter Frauenleiber. Diesmal kommt er mit dem Porträt einer Geheimrätin, das in 
verblüffend echter Charakteristik eine besitzfrohe Behäbigkeit und interessierte Kaffee- 
Redseligkeit ausspricht. Es ist der Typ einer - wenn sie nicht gereizt wird - gutmütigen 
Bourgeoise, Fontanes Frau Jenny Treibel könnte man sich so denken. 
Ein anderer Münchner, Albert von Keller, bringt ein karessant kokettes Mondänen- 
Porträt: schlanker, biegsamer Körper, schräg gesetzt, den Kopf pikant kapriziös gedreht, 
Chiffon-Wellen, Stil degage. Und wenn diese Auffassung dem Urbilde nicht gleicht, so 
gleicht sie sicher seinem Wunsche. Keller malt die Frauen so, wie sie aussehen 
möchten. 
Nobel verhalten ist die Bildniskunst von Reinhold und Sabine Lepsius. Sabine 
malt ein Kinderdoppelporträt von ungemeiner Distinktion in der anmutigen Haltung der 
Köpfe zueinander und Reinhold Lepsius fixiert den philosophischen Kopf Wilhelm 
Diltheys und eine adlige Frauenerscheinung in einer Atmosphäre voll der feinsten 
Blüte des achtzehnten Jahrhunderts. 
Nicht zu übersehen ist Max Lieberrnanns Darstellung des Geheimrates Bode, die 
treffend in der Charakteristik das Phantasievoll-Künstlerische und das Scharf-Verstandes- 
mäßige mischt und geistreich in dem Gesicht dieses gefürchteten glücklichen Finders das 
Jägermäßige, Witternde, Erobernde herausarbeitet. 
Ferner Mackensen, des Worpsweders, Alt-Frauenbildnis mit dem Kranz in der 
Hand, Whistlersches Schwarz gegen grünen Hintergrund abgesetzt. Schließlich Hans 
Thomas Selbstbildnis mit Tod und Amor in blaubliihender Frühlingshimmelluft. 
Von den Landschaftspoesien fesseln Leistikows Jahreszeitstimmungen, sein 
tönender Thüringerwald, der leuchtende Sommermorgen und die weißen weitgebrei- 
teten Sehneegelilde des Riesengebirges. Von Lieberrnann sieht man außer der in 
Flimmer-Laubgrün getauchten „Seilerbahn" und einem „Biergax-ten" das aus der 
 
 
Maschinstickereien
	        
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