Aus einer feinen Vor-
stellung heraus erwuchs
Exters Richard Strauß.
Leider aber mißlang der
Ausdruck. Exter wollte
wohl den Meisterrnusiker
in einer gewissenVielfältig-
keit seines Wesens fest-
halten. Er dachte viel-
leicht daran, daß dieser
VerwegeneundRafFinierte,
der immer die stei1enWege
des Unerhörten in seiner
Kunst sucht, in seiner
äußeren Menschlichkeit
eine Liebe zum Primitiven,
Rustikalen hat, einen Zug
von bayerischem Bauern-
tum, den er gern und froh in seinen Sommerzeiten auf dem Hof von Marquardstein betätigt.
So stellte Exter Richard Strauß in ländlicher Tracht in Bergeinsamkeit, von Bäumen
überrauscht, dar. Aber es gelang ihm nicht die Einheit von Mensch und Natur zu treffen;
noch weniger aber, aus dem derben Schlichten der äußeren Erscheinung die klingende
innere Wunderwelt hindurch tönen und leuchten zu lassen. Die Landschaft bleibt Kulisse
und der kniehosige Mann wirkt ziemlich ungeschickt hineingestellt, wie ein schlechter
Schauspieler, der sich auf seinem Platz sehr unbehaglich vorkommt.
Überraschend bürgerlich erscheint diesmal der Münchner Freiherr von Habermann.
Man ist von ihm die Variation der „Beautes de diable" gewöhnt, perverse Häßlichkeiten
steil gereckter Frauenleiber. Diesmal kommt er mit dem Porträt einer Geheimrätin, das in
verblüffend echter Charakteristik eine besitzfrohe Behäbigkeit und interessierte Kaffee-
Redseligkeit ausspricht. Es ist der Typ einer - wenn sie nicht gereizt wird - gutmütigen
Bourgeoise, Fontanes Frau Jenny Treibel könnte man sich so denken.
Ein anderer Münchner, Albert von Keller, bringt ein karessant kokettes Mondänen-
Porträt: schlanker, biegsamer Körper, schräg gesetzt, den Kopf pikant kapriziös gedreht,
Chiffon-Wellen, Stil degage. Und wenn diese Auffassung dem Urbilde nicht gleicht, so
gleicht sie sicher seinem Wunsche. Keller malt die Frauen so, wie sie aussehen
möchten.
Nobel verhalten ist die Bildniskunst von Reinhold und Sabine Lepsius. Sabine
malt ein Kinderdoppelporträt von ungemeiner Distinktion in der anmutigen Haltung der
Köpfe zueinander und Reinhold Lepsius fixiert den philosophischen Kopf Wilhelm
Diltheys und eine adlige Frauenerscheinung in einer Atmosphäre voll der feinsten
Blüte des achtzehnten Jahrhunderts.
Nicht zu übersehen ist Max Lieberrnanns Darstellung des Geheimrates Bode, die
treffend in der Charakteristik das Phantasievoll-Künstlerische und das Scharf-Verstandes-
mäßige mischt und geistreich in dem Gesicht dieses gefürchteten glücklichen Finders das
Jägermäßige, Witternde, Erobernde herausarbeitet.
Ferner Mackensen, des Worpsweders, Alt-Frauenbildnis mit dem Kranz in der
Hand, Whistlersches Schwarz gegen grünen Hintergrund abgesetzt. Schließlich Hans
Thomas Selbstbildnis mit Tod und Amor in blaubliihender Frühlingshimmelluft.
Von den Landschaftspoesien fesseln Leistikows Jahreszeitstimmungen, sein
tönender Thüringerwald, der leuchtende Sommermorgen und die weißen weitgebrei-
teten Sehneegelilde des Riesengebirges. Von Lieberrnann sieht man außer der in
Flimmer-Laubgrün getauchten „Seilerbahn" und einem „Biergax-ten" das aus der
Maschinstickereien