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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 7 und 8)

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Englisches Einfriedungstor. P. W. 
hat aber auch hier nicht nur äußere Ordnung geschaffen, ich meine auch 
im geistigen Sinne äußere Ordnung, sondern er fühlte sofort den Drang, die 
letzten Geheimnisse und tiefsten Grundlagen der vorliegenden Kunstäuße- 
rungen zu erkennen und darzulegen. Riegls ungeheure Stärke waren die 
Kraft, jede Einzelbeobachtung sofort in einem großen Gedankengange unter- 
zubringen und sein außerordentlich feines Empfinden für die letzten formalen 
Grundlagen der Kunst, wie sie besonders zwingend im Ornamentalen, sei 
es der Architektur, sei es des Kunstgewerbes, sich geltend machen. 
Aber auch bei den Künsten, die vor allem mit den Vorstellungen der 
Außenwelt arbeiten, etwa der Malerei, vermochte er besonders tief in die 
letzten rhythmischen Grundlagen einzudringen; so verrät sich seine eigen- 
tümliche Auffassung selbst auf einem ihm scheinbar so fernliegenden Gebiete, 
wie es seine Arbeit über „Das holländische Gruppenporträt" (Jahrbuch der 
Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, XXIII) behandelt. 
Rein äußerliche oder rationalistische Auffassung lag ihm aber völlig 
ferne. Die Linienführung und Farbe des Ornamentes, die anderen etwas Will- 
kürlich-Zufälliges oder wie der Bötticher-Semper-Schule etwas rein Materia- 
listisches, aus Zweck, Technik und Material allein Entstandenes war, wurde 
ihm ein tiefes psychologisches, ich möchte sagen einzel- und massenpsycho- 
logisches Problem. . 
Riegl konnte darum auch besonderen Einblick in wirklich ursprüngliche 
oder wieder primitiv gewordene Kunstepochen gewinnen; es sei hier an 
seine Arbeit über „Neuseeländische Ornamentik" (Mitteilungen der antropo- 
logischen Gesellschaft in Wien, XX), an seine Arbeit über „Die mittel-
	        
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