Rudolf Ribarz, Bauernhäuser bei Regenstauf (Bayern), 1898
Ribarz führte damals ein wahres Bohemien-Leben. Er hatte nicht
immer genug zu essen, aber immer Pläne und Hoffnungen in Fülle. Er genoß
jeden Augenblick der Freude im Verkehr mit gleichgestimmten Kollegen
und war ganz beherrscht von seiner Arbeit. Nur eine kräftige, elastische
Natur konnte den andauernden Entbehrungen so Widerstand leisten. Gar
manches Mal hatte er, wenn er des Abends einer Einladung folgte, tags-
über noch nichts in den Magen bekommen; zum Glück machte ihn seine
amüsante und temperamentvolle Art des persönlichen Verkehrs zu einem
gern gesehenen Gast und er fand oft anhängliche und liebevolle Wirte und
aufopfernde Freunde. Und wenn er auf seine weiten Studienmärsche, bepackt
mit großen Leinwanden und schwerem Malgerät, auszog, der Sonnenglut
ausgesetzt oder dem kalten herbstlichen Nebel der holländischen Landschaft,
die er so sehr liebte - da war meist nicht mehr wie ein Stück Brot und ein
bescheidenes Stück Käse oder ein Ei zur Stärkung in seiner Tasche vor-
handen.
Die Aussichten auf Verkauf seiner Arbeiten waren gering. Er half sich
wie er konnte. Als er einmal zu einem künstlerischen Freund, mit dem er
zeitweise zusammen wohnte, melancholisch sagte, „ich kann nur malen, aber
nicht verkaufen", da erhielt er die scherzhafte Antwort: „Da ich zwar ver-
kaufen, aber nicht malen kann, so passen wir eigentlich zusammen".
Ein Pakt war bald geschlossen; Ribarz malte, der Freund unterschrieb und
verkaufte und der Erlös ward geteilt.
Mitten in seiner Boheme-Zeit hatte Ribarz das Glück, eine heitere
Lebensgefährtin zu finden, die Freud und Leid mit ihm teilte und in seltener
6B