des römischen Kaisers mit dem österreichischen
Bindenschild, die andere Kachel einen vielfach ge-
spaltenen Schild mit der vorgesetzten Figur des
Apostels Johannes. Er ist mit dem Becher darge-
stellt, aus dem sich das Gift in Gestalt einer hervor-
kriechenden Schlange ausscheidet. Ein derartiges
Wappen hat es nie gegeben und so ist es der
Phantasie des Künstlers, Bildhauers oder Form-
schneiders, welcher die Hohlformen zu den Kacheln
schuf, entsprungen. Die wiederholte Spaltung des
Schildes entspricht dem Wappen von Aragonien.
_ Siegel des Handwerks der Hafner
Halten wir nun daran fest, daß der Ofen am Aus- zu HaaginNiederösterreich.
gange des XV. Jahrhunderts entstanden ist und Nimhmo"
suchen wir eine Allianz zwischen Österreich und Spanien, so stoßen wir auf
die im Jahre 1496 erfolgte Vermählung Philipps des Schönen von Österreich
und Burgund mit Juana, Tochter Ferdinands des Katholischen von Aragonien.
Um ihre Hand hatte Kaiser Max für seinen einzigen Sohn bereits 1488 in
Spanien geworben, wurde aber damals abgewiesen. Erst acht Jahre später
hat sich der Wunsch des Kaisers erfüllt und damit auch die mögliche Aus-
sicht auf das Erbe Spaniens eröffnet.
Die dem' Wappen Aragoniens vorgesetzte Figur des Johannes ist
wenig verständlich. Möglicherweise wollte der Bildner sich nicht auf die
glatte Fläche beschränken und wie beim Schild Österreichs auch hier mit
der Plastik wirken. Daß er dann für Johanna die Figur des Johannes wählte,
mag bei den allgemein bekannten tief religiösen Anlagen der damals kaum
17jährigen Königstochter nicht verwundern.
Stifter des Ofens war entweder eine einzelne Person, die Wiener
Hafnerzeche oder die Stadt mit ihrer katholischen Bevölkerung. Die Sym-
pathien der Wiener für Kaiser Max drückten sich schon lebhaft aus, als er
am I9. August 1490 in der alten Habsburgerresidenz einzog und ihm diese
unter großem Jubel huldigte. Der eigentliche Herr, der 75jährige Kaiser
Friedrich, hatte sich damals schon die Gunst der Stadt verscherzt. Bei der
Anhänglichkeit an Kaiser Max mußte die Vermählung seines einzigen Sohnes
in den Augen der Wiener um so bedeutungsvoller sein, als ja Philipp präsum-
tiver Nachfolger war. Erst sein früher Tod im Jahre 1506 hat vieles geändert.
Für die christliche Bevölkerung aber, wenn diese oder die Kirche der
Stifter war, mag ein Ehebund zwischen Österreich und Spanien, den katho-
lischesten Reichen der Erde, Veranlassung genug gewesen sein, dies in
einer Weise festzuhalten. Hatte sich doch ein Jahr vor der Vermählung
Philipps mit Johanna die berühmte heilige Liga zusammengeschlossen, die
den römischen Kaiser, den Papst, Aragonien, Kastilien, Venedig, Neapel
und Mailand umfaßte. Mit dieser politischen Situation gewinnt die Herkunft
unseres Ofens aus der Stephanskirche sehr viel Wahrscheinlichkeit und
diese vermehrt sich noch bei Betrachtung der religiösen Vorwürfe auf den