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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 11)

 
Mittelalterlicher Fachwerksbau aus Frankreich (Abbeville, maison Francois I) 
Drittel des XVI. Jahrhunderts. Der gotische knitterige Faltenwurf auf dem 
Holzschnitt hat einem leichten Fluß der Gewandung auf unserem Relief 
Platz gemacht. Aus allem ist zu entnehmen, daß die Platte, ein Werk der 
Frührenaissance, vor 1540 entstanden ist. 
Auf dem Kreuzesstamm und unter den Füßen des Kruzifixus sind an 
einem Mittelstab die beiden Buchstaben G und B angeordnet. Sie sind 
nicht erhaben wie die Legende am oberen Rand der Tafel, sondern ein- 
geschnitten, waren daher in der I-Iohlform nicht vorhanden und repräsen- 
tieren also die Marke des Hafners. Sie läßt sich mit keinem der vorhin 
genannten Wiener Meister in Verbindung bringen; doch fehlt gerade für 
unsere Zeit die geschlossene Folge der Bürgerbücher im Archiv der Stadt 
Wien und so kann die Reihe der I-Iafnermeister keinen Anspruch auf Voll- 
ständigkeit erheben. Unter der Marke des I-Iafners ist auf der Platte noch 
ein W sichtbar, welches hier wohl „Wien" bedeutet. Hiezu tritt noch die 
Herkunft des Stückes aus Sievering. 
Fehlen uns auch weitere Belege für eine frühe künstlerische Betätigung 
der Wiener Hafnerwerkstätten, so war und ist Wien an späteren plastischen 
Arbeiten dieser Art reicher als irgend eine andere deutsche Stadt. Wir 
erinnern an die von Bucher erwähnte Relieftafel aus dem XVII. Jahrhundert 
mit der Darstellung des heiligen Abendmahls, wonach ein Wiener Haus 
den Namen „zum Abendmahl" erhielt. Weiters an das Haus „zu den 
I2 Aposteln" am Hafnersteig (früher Nummer 715, neu Nr. 7), welches mit 
13, einen halben Meter hohen Figuren - Christus und die zwölf Apostel mit 
ihren Leidenswerkzeugen - in Mauernischen geschmückt war. (Abgebildet
	        
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