BEITRÄGE ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE DES
HAFNERGEWERBES IN WIEN UND NIEDER-
OSTERREICH 51b VON ALFRED V. WALCHER-
EN Sie
AFNER zählen zu den ältesten Handwerkern.
Eine Herstellung von Gefäßen aus Ton hat
schon vor dem ersten Eindringen der Kultur
überall stattgefunden und war den Pfahlbautern
ebenso bekannt wie die Kenntnis, aus Weiden-
ruten Körbe und aus Stroh Matten zu flechten.
Damals war sie wohl einem jeden geläufig.
Als eigentliches Gewerbe, als ausschließliche
Beschäftigung einzelner Personen erscheint die
Erzeugung von Tongefäßen in unseren Län-
dern erst zu den Zeiten römischer Herrschaft.
Im Mittelalter wird das Wiener Hafnergewerbe zuerst in Ottokars öster-
reichischer Reimchronik, deren Verfassung jedenfalls vor x3x7 erfolgte,
genannt. Kapitel CXIV der Chronik erwähnt bei Schilderung des Aufstandes
des Wiener Pöbels zu Beginn des Jahres 1288 das Darniederliegen der ge-
samten gewerblichen Tätigkeit und nennt unter den Handwerkern auch jene,
„die da dränt aus Tahen Heven und Chrug". Damals gab es in der Stadt
schon fast ein halbes Hundert gewerblicher Vereinigungen, was nicht wun-
dern darf, wenn von der Bevölkerung Wiens gesagt wird: „das groessist
volk, das Wienne hat, das sind handwerkaere". Ein lokaler und sozialer
Zusammenschluß des Handwerks muß bereits im ersten Drittel des
XIV. Jahrhunderts stattgefunden haben. Die Bezeichnungen einzelner
Straßen nach dem Gewerbe, wie „unter den Hafnern" (urkundlich zuerst
1333 genannt) deuten darauf hin, daß dem Handwerk ein bestimmter, hin-
sichtlich seiner Grenzen ziemlich kleiner Stadtteil zur Ausübung des Berufes
angewiesen wurde. Daß dieser hart an die Donau gerückt, im tiefsten Teil
der Stadt gelegen war, ist beim Fehlen benachbarter Tonlager nur durch
die Unreinlichkeit des Betriebes erklärlich und findet eine Bestätigung im
nahegelegenen „Sauwinkel", dem späteren Auwinkel, wo ebenfalls mehrere
Hafnerhäuser standen.
Für den sozialen Zusammenschluß des Handwerks spricht die bald
nach 133d erfolgte Errichtung eines Hafnerbades. Wolfgang Lazius erwähnt
es in seiner 1546 erschienenen lateinischen Monographie „Vienna Austriae".
Es lag in der Haffnergasse, auf der Muster. Neben dem normalen Lohne
bekamen die Hafnergesellen, denen die schwereren, unreinen Arbeiten des
Tonmischens und -knetens in der Werkstätte zulielen, wöchentlich ein
Badgeld. Erster Eigentümer des Hafnerbades war 1335 Hainrich „der pader
under den Hafenem ze Wienne". Es bestand bis zum Jahre 1720 im
Hause 714 (neu Nr. 3) der I-Iafnergasse. Als letzter Besitzer erscheint von
74