518
dies recht langsam vor sich und noch zur Zeit der Errichtung des Bukowiner Kreisamtes
(1786) konnte das Schornsteinfegergewerbe nur dadurch eingebürgert werden, daß
ein Schornsteinfegermeister von der Regierung förmlich besoldet, mit Vorspannsanweisung
und Diäten auf Reisen geschickt und so die Feuerpolizei gehandhabt wurde. Im Jahre
1788 sollen indeß in Czernowitz bereits einschließlich der Angehörigen etwa 1000
Gewerbetreibende gelebt haben. Eine Civilapotheke wurde in Czernowitz erst 1785 errichtet.
In demselben Jahre machte sich dort der erste Uhrmacher ansässig. Das erste Brauhaus
wurde auf Kosten des Cameralärars 1786 zu Zuczka bei Czernowitz erbaut, desgleichen
zwei Getreidemühlen nach deutscher Art, die eine in Kotzman, die andere am Serethflusse.
Im Jahre 1804 gab es im Lande insgesammt bereits 641 Jndustrialgewerbsbetriebe.
An Jndustrieunternehmungen waren vorhanden: 1 Zeughammer, 1 Glashütte (in
Krasna), 9 Pottaschesiedereien, 4 Bierbrauereien, 29 Branntweinbrennereien, 215 Getreide
mühlen und 3 Walkmühlen.
Gewerbliche Erzeugnisse fertigten auch die Zigeuner an. Sie waren Löffel- und
Schindelmacher, Metallgießer, Schlosser, Wannen-, Kannen-, Molter- und Schaffmacher
und erwiesen sich in dieser an Gewerbsleuten noch armen Zeit als recht nützlich.
Die verhältnismäßig ansehnliche Zahl handwerksmäßiger Gewerbe veranlaßte das
Czernowitzer Kreisamt die Einführung des Zunftpatentes vom 9. Mai 1778 bei der
Wiener Regierung zu beantragen. Auf Grundlage des am 28. Juni 1804 erflossenen
Hofdecretes entstanden die ersten Zünfte, und zwar wurde das ganze Land, welches damals
als „Bukowiner Kreis" dem Königreich Galizien angegliedert war, in drei Zunftbezirke
eingetheilt, nämlich Czernowitz, Suczawa und Sereth. Dadurch wurde der Grund zu
einer dauernden Organisation der Handwerker gelegt.
Die gesteigerte Ergiebigkeit der Bodencultur, welche durch zweckmäßige Maßnahmen
erzielt wurde, verlangte dringend die Schaffung geeigneter Communicationen und
entsprechender Verkehrsmittel. Mit diesen wichtigen Factoren der Volkswirthschaft war es
zur Zeit der Occupation sehr schlecht bestellt, so daß General Splenyi, um seine Truppen
fortbringen zu können, nicht weniger als 70 Brücken Herstellen mußte. Trotzdem waren die
Überfuhren am Pruth, am Dniestr und am Sereth bei der Ankunft des Freiherrn von
Enzenberg noch immer lebensgefährlich. Es gab bis 1781 keinen halbwegs fahrbaren Weg.
Die erste ordentliche Landstraße, die 113'4 Kilometer lange, in der Richtung von Norden
nach Süden das Land durchziehende sogenannte Wikower Militärstraße, wurde im Jahre
1786 begonnen und im Jahre 1809 vollendet. Sie führt von der galizischen Grenze über
Storozynetz und Wikow bis in die Nähe der rumänischen Grenze. Von Mardzina zweigt
sich von ihr ein Weg (heute eine wohl erhaltene Concurrenzstraße) nach Radautz ab, welcher
Ort sich als Sitz des k. k. Remontirungs- und Gestütsdepartements und einer Wirthschafts-