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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bukowina

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dies recht langsam vor sich und noch zur Zeit der Errichtung des Bukowiner Kreisamtes 
(1786) konnte das Schornsteinfegergewerbe nur dadurch eingebürgert werden, daß 
ein Schornsteinfegermeister von der Regierung förmlich besoldet, mit Vorspannsanweisung 
und Diäten auf Reisen geschickt und so die Feuerpolizei gehandhabt wurde. Im Jahre 
1788 sollen indeß in Czernowitz bereits einschließlich der Angehörigen etwa 1000 
Gewerbetreibende gelebt haben. Eine Civilapotheke wurde in Czernowitz erst 1785 errichtet. 
In demselben Jahre machte sich dort der erste Uhrmacher ansässig. Das erste Brauhaus 
wurde auf Kosten des Cameralärars 1786 zu Zuczka bei Czernowitz erbaut, desgleichen 
zwei Getreidemühlen nach deutscher Art, die eine in Kotzman, die andere am Serethflusse. 
Im Jahre 1804 gab es im Lande insgesammt bereits 641 Jndustrialgewerbsbetriebe. 
An Jndustrieunternehmungen waren vorhanden: 1 Zeughammer, 1 Glashütte (in 
Krasna), 9 Pottaschesiedereien, 4 Bierbrauereien, 29 Branntweinbrennereien, 215 Getreide 
mühlen und 3 Walkmühlen. 
Gewerbliche Erzeugnisse fertigten auch die Zigeuner an. Sie waren Löffel- und 
Schindelmacher, Metallgießer, Schlosser, Wannen-, Kannen-, Molter- und Schaffmacher 
und erwiesen sich in dieser an Gewerbsleuten noch armen Zeit als recht nützlich. 
Die verhältnismäßig ansehnliche Zahl handwerksmäßiger Gewerbe veranlaßte das 
Czernowitzer Kreisamt die Einführung des Zunftpatentes vom 9. Mai 1778 bei der 
Wiener Regierung zu beantragen. Auf Grundlage des am 28. Juni 1804 erflossenen 
Hofdecretes entstanden die ersten Zünfte, und zwar wurde das ganze Land, welches damals 
als „Bukowiner Kreis" dem Königreich Galizien angegliedert war, in drei Zunftbezirke 
eingetheilt, nämlich Czernowitz, Suczawa und Sereth. Dadurch wurde der Grund zu 
einer dauernden Organisation der Handwerker gelegt. 
Die gesteigerte Ergiebigkeit der Bodencultur, welche durch zweckmäßige Maßnahmen 
erzielt wurde, verlangte dringend die Schaffung geeigneter Communicationen und 
entsprechender Verkehrsmittel. Mit diesen wichtigen Factoren der Volkswirthschaft war es 
zur Zeit der Occupation sehr schlecht bestellt, so daß General Splenyi, um seine Truppen 
fortbringen zu können, nicht weniger als 70 Brücken Herstellen mußte. Trotzdem waren die 
Überfuhren am Pruth, am Dniestr und am Sereth bei der Ankunft des Freiherrn von 
Enzenberg noch immer lebensgefährlich. Es gab bis 1781 keinen halbwegs fahrbaren Weg. 
Die erste ordentliche Landstraße, die 113'4 Kilometer lange, in der Richtung von Norden 
nach Süden das Land durchziehende sogenannte Wikower Militärstraße, wurde im Jahre 
1786 begonnen und im Jahre 1809 vollendet. Sie führt von der galizischen Grenze über 
Storozynetz und Wikow bis in die Nähe der rumänischen Grenze. Von Mardzina zweigt 
sich von ihr ein Weg (heute eine wohl erhaltene Concurrenzstraße) nach Radautz ab, welcher 
Ort sich als Sitz des k. k. Remontirungs- und Gestütsdepartements und einer Wirthschafts-
	        
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