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Auch was an guten Bilderbüchern
vorhanden, ist in grosser Auswahl
zur Schau gestellt; darunterstehen
unsere „Bilderbogen für Schule
und Haus" an hervorragender
Stelle. Von den Zeichnungen zu
Gerlachs Jugendbücherei sieht
man die Originale. Der histori-
sche Teil der Ausstellung hat
namentlich durch Beiträge aus
der Wiener Sammlung Dr. A.
Figdor (Puppenstuben und an-
dere) ein hohes Interesse gewon-
nen. Reizend sind die zahlreichen
neuerfundenen Puppen unserer
Künstler (Lefler, Germela, Graf
und andere), die sich als förmliche
Charaktere und Gesellschafts-
typen darstellen. Merkwürdiger-
weise ist die Plastik aller weib-
lichen und wieder aller männ-
lichen identisch, nach zwei von
Rathausky erfundenen Typen, Matilde Qurin, Polster in Samt, Brandmalerei
denen aber die Bemalung jeden
gewünschten Charakter aufschminkt. Auch der Verkehr mit solchen Puppen kann dem
Kunstsinn der kleinen Leute nur förderlich sein. Von ihnen zum Puppenspiel und Krippen-
spiel ist nur ein Schritt. Man erinnert sich unwillkürlich der prächtigen alten Krippen-
spiele, die im Musee Cluny ein ganzes Kabinet füllen und von trefilichen Künstlern
gearbeitet sind, übrigens durchaus echt bis zu den Edelsteinen der Schmucksachen. Die
heilige Szene vom Bildhauer Heu, von Graf trefflich bemalt, eine
Bauernkrippe von Widter mit einem famosen Kometen am Nacht-
himmel und dergleichen mehr zeigt deutlich genug, dass alle diese
Dinge wiederzubeleben sind. Schliesslich sei der ungemein appetit-
lichen modernen Kinderzimmer Josef Urbans, in gelblich gebeiz-
tem Ahorn gedacht, wo Bequemlichkeit und Zweckmässigkeit
jedem Gerät ihren Stempel aufgedrückt haben. Sessel, die nicht
umfallen können, weil sie Blei im Boden haben, das ist so der
Gedankengang des Erfinders. Daran ist gewiss nichts auszusetzen!
Johann Loetz' Witwe (Max R. v. Spann), Klostermühle, Glasgefäss Karl Goldberg, Haida, Glasvase
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